Niedersachsen

Verdi fordert mehr Geld für Kliniken

Viele Beschäftigte in niedersächsischen Krankenhäusern verzichten auf Gehalt, um ihre Arbeitsplätze zu sichern.

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HANNOVER. Die Dienstleitungsgewerkschaft Verdi Niedersachsen hat sich energisch für eine bessere Finanzierung der Krankenhäuser im Land eingesetzt.

Zwei Drittel der Krankenhäuser schreiben nach Angaben der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft (NKG) rote Zahlen. Einige seien von Insolvenz und Schließung bedroht.

Verdi forderte deshalb am Donnerstag auf einer Fachtagung in Hannover eine deutlich bessere Finanzierung der Krankenhäuser.

"Erstens durch eine größere Gewichtung des Personalanteils bei den Fallkostenpauschalen, zweitens durch eine bundesweit einheitliche Personalbemessung per Gesetz sowie drittens durch höhere Krankenhausinvestitionen seitens des Landes Niedersachsen", teilte die Gewerkschaft mit.

Bei drohender Insolvenz spezielle Tarifverträge

Die Krankenhausinvestitionen müssten bis 2019 um jährlich 50 Prozent angehoben werden, "damit die Personalkosten nicht weiterhin aus den laufenden Betriebskosten finanziert werden", hieß es. Die niedersächsische Landesregierung zahlt jährlich etwa 120 Millionen Euro für die Investitionen in den 193 niedersächsischen Kliniken.

Im laufenden Jahr sind es genau 124 Millionen Euro. Verdi und die Krankenhausgesellschaft taxieren den Investitionsstau im Land auf mittlerweile weit mehr als eine Milliarde Euro.

Die Situation in den Krankenhäusern sei zum Teil dramatisch. Allein in Niedersachsens Kliniken fehlten über 17.000 Personalstellen, hat Verdi errechnet.

In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Behandlungsfälle um zehn Prozent erhöht, zugleich sank die Verweildauer von 12,5 auf sieben Tage - zugleich ist die Zahl der Pflegenden um fünf Prozent zurückgegangen.

"Dadurch ist der Druck auf die Beschäftigten bei der Versorgung der Patienten immens gestiegen", so Verdi.

"Beschäftigte haben Angst um ihr Arbeitsplätze"

In einigen Kliniken, die vor der Insolvenz stehen, schließe Verdi Tarifverträge zur Beschäftigungssicherung ab, um die Klinik weiter im Betrieb zu halten, hieß es.

Verdi-Tarifexpertin Elke Nobel erklärte: "Die Beschäftigten haben Angst um ihre Arbeitsplätze und werden unter Druck gesetzt, um Gehaltsverzicht zu üben. Es kann nicht sein, dass die Beschäftigten der Krankenhäuser zur Kasse gebeten werden, um die medizinische Versorgung der Bevölkerung zu sichern." 

Derzeit arbeiten in Niedersachsens Klinken rund 90.000 Arbeitnehmer sowie 10.000 Auszubildende.

Mehr als 150 Betriebsräte aus niedersächsischen Krankenhäusern haben nach Angaben von Verdi an der Fachtagung "Perspektive Krankenhäuser" teilgenommen. (cben)

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