"Ärztlich Willkommen"

Aktionspaket für Landarztsuche

Kein Scheckbuchwettbewerb, sondern Kooperation bei der Suche nach Praxisnachfolgern: Diesem Motto haben sich 16 Gemeinden in Niedersachsen verschrieben.

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Landarzt gesucht: Niedersächsische Gemeinden wollen bei der Suche kooperieren.

Landarzt gesucht: Niedersächsische Gemeinden wollen bei der Suche kooperieren.

© Vielfalt 21 / Fotolia.com

VERDEN. 16 Landgemeinden in Niedersachsen haben unter dem Motto "ärztlich willkommen" ein Aktionspaket geschnürt, um die hausärztliche Versorgung in ihren Kommunen zu sichern.

"Wir wollen eine Marke kreieren, die junge Ärzte reizt, sich in der Mitte Niedersachsens niederzulassen", sagt Friedrich Wilhelm Koop, Bürgermeister der Samtgemeinde Heemsen und Sprecher der Arbeitsgruppe Gesundheit der Gemeinden.

Zuvor haben sie unter insgesamt sechs Punkten zusammengefasst, wie sie sich die ärztliche Versorgung der Zukunft vorstellen. Bemerkenswert: Hier arbeiten die Bürgermeister zusammen - Kirchturmperspektive, adé.

"Die Situation ist in vielen Gemeinden so, dass wir alleine nicht mehr weiter kommen", sagt Koop. So seien in der Samtgemeinde Sulingen rund die Hälfte der Ärzte 60 Jahre alt oder älter. Nachfolger nicht in Sicht.

Sechs-Punkte-Liste

Nun soll es die Kooperation richten. So heißt es unter Punkt zwei der Sechs-Punkte-Liste: Zwischen den Gemeinden solle kein Scheckbuchwettbewerb um neue Ärzte stattfinden.

Stattdessen haben sich die Initiatoren ein gemeinsames Ziel gesetzt: Die Fahrzeit zu einem Hausarzt soll im Projektgebiet nie länger als 15 Autominuten betragen. Zudem soll eine Task-Force eingreifen, wenn es eng wird.

Sie besteht aus Vertretern der Ärzte, der Kommunen und der KV Niedersachsen. Die Gruppe wird aktiv, wenn mehr als 40 Prozent aller Ärzte in den Kreisen älter als 60 sind oder die 15-Minuten-Regel nicht mehr eingehalten werden kann. "In Sulingen zum Beispiel finden wir derzeit keine Nachfolge", berichtet Koop. "Ein Fall für unsere Task-Force."

 Die Mitglieder sollen beraten, wie die Unterversorgung in den jeweiligen Gemeinden verhindert werden kann. Die Bürgermeister wollen außerdem Praxiszusammenlegungen unterstützen und junge Ärzte für die Mitte Niedersachsens werben.

Derzeit sei die Arbeitsgruppe dabei, die attraktiven Seiten des Landlebens darzustellen, um bei potenziellen Praxisnachfolgern für das Landleben zu trommeln. In jeder Gemeinde wird der Bürgermeister Ansprechpartner sein.

"So kommt es gar nicht dazu, dass ein Bewerber etwa am Telefon warten muss, um verbunden zu werden", sagt Koop. "Er bekommt den direkten Kontakt." Das Projekt kostet die Gemeinden rund 60.000 Euro.

Enge Zusammenarbeit mit Kommunen

Mit ihrer Initiative erledigen die Bürgermeister zum Teil Aufgaben der KV, so Koop. So nimmt das 15-Minuten-Kriterium keine Rücksicht auf die Grenzen, die von der Bedarfsplanung der KV Niedersachsen gezogen wurden.

"Wir begrüßen das Engagement der Gemeinden sehr", sagt Michael Schmitz, Geschäftsführer der Geschäftsstelle Verden der KV Niedersachsen. "Wir wollen so eng wie möglich mit den Kommunen zusammenarbeiten. Die Gemeinden kümmern sich vor allem um gute Bedingungen für die Arztfamilien, wir kümmern uns um gute Bedingungen für die Niederlassung."

Das Kooperationsprojekt ist Teil des bundesweiten Programms "Modellvorhaben der Raumordnung (MORO)", das im April 2011 durch Bundesminister Dr. Peter Ramsauer gestartet wurde.

Gesucht wurden Modellregionen, die sich innovativ dem demografischen Wandel auf dem Land stellen und eine "Regionalstrategie Daseinsvorsorge" (etwa in der  Gesundheitsversorgung oder bei Bus und Bahn in den Regionen) vorausschauend gestalten. Das Projekt in der Mitte Niedersachsens wurde in Berlin als vorbildlich für andere Regionen eingestuft. (cben)

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