Brexit-Chaos

Droht dem NHS ein Chaos-Winter?

Die Politik ist gelähmt, Personal wandert ab: Der staatliche Gesundheitsdienst könnte auf eine neue Winter-Krise zusteuern.

Arndt StrieglerVon Arndt Striegler Veröffentlicht:

LONDON. Während sich in Großbritannien mit dem Misstrauensvotum der Streit um die richtige Brexit-Strategie dramatisch zuspitzt, darben Arztpraxen und Krankenhäuser vor sich hin und steuern nach Meinung gesundheitspolitischer Beobachter in diesem Winter „auf eine Krise biblischen Ausmaßes“ zu. Grund: Der Brexit blockiert alles.

Die Regierungsarbeit und auch die Arbeit des britischen Unterhauses, welches in diesem Herbst eigentlich wichtige gesundheitspolitische Reformen auf den Weg bringen sollte, ist seit Monaten wie gelähmt. Immer neue Wirrungen und Debatten über den für Ende März 2019 angestrebten Austritt Großbritanniens aus der EU „machen eine normale gesundheitspolitische Arbeit unmöglich“, sagte ein Mitarbeiter des Londoner Gesundheitsministeriums der „Ärzte Zeitung“. Und: „Das wird schlimme Folgen für Patienten haben.“

Nirgendwo wird die sich im staatlichen britischen Gesundheitsdienst (National Health Service, NHS) zusammen brauende Krise deutlicher als in der staatlichen primärärztlichen Versorgung. Rund fünf Millionen NHS-Patienten warten gegenwärtig monatlich drei Wochen oder noch länger auf einen Termin bei ihrem Hausarzt.

Und eine Millionen Staatspatienten müssen laut offiziellen Zahlen des NHS derzeit mindestens vier Wochen warten um, nachdem sie einen Hausarzttermin gebucht haben, ihren Hausarzt tatsächlich in dessen Sprechstunde zu sehen und zu konsultieren.

Britische Ärzteverbände bezeichnen die derzeitige Lage im Gesundheitssektor als „kritisch“ und sie warnen, dass dieser Winter „der schlimmste in der britischen Nachkriegsgeschichte“ werden könnte. Der größte Berufsverband für Mediziner im Königreich, British Medical Association (BMA), sieht zudem einen direkten Zusammenhang mit dem Brexit-Chaos.

„Seit Monaten ist das Land gesundheitspolitisch gelähmt“, sagte ein BMA-Sprecher der „Ärzte Zeitung“ in London. Und: „Dringende Reformen werden auf die lange Bank geschoben. Das ist nicht gut.“

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