Parteipläne

Die 7 wichtigsten Fragen zur Gesundheitspolitik

Traditionell werfen Wahlprogramme mehr Fragen auf, als sie beantworten. Doch ein Vergleich über alle Parteien hinweg gibt einen Eindruck davon, wie unterschiedlich die Zukunftspläne für das deutsche Gesundheitswesen sind.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:
Die 7 wichtigsten Fragen zur Gesundheitspolitik

© picture alliance / Gregor Fische

Wer soll das lesen? Die Union fasst sich mit 78 Seiten regelrecht kurz, bei den Linken hört der Mitteilungsbedarf erst auf Seite 136 auf. Wahlprogramme sind keine Lesefrüchte und schon gar nicht für den gewöhnlichen Wahlbürger geschrieben.

Beim Lesen spürt der Wähler mitunter die Qual der Autoren: Eigentlich wollten sie konkreter sein, doch das war nicht opportun. Die Gesundheitskapitel der Wahlprogramme legen davon Zeugnis ab. Ein Satz zu viel –  und die Konkurrenz bekommt unnötig Munition.

Also schlugen die Gesundheitspolitiker einen Deckel für die Zusatzbeiträge vor. Er sollte – zusammen mit dem Steuerzuschuss zur GKV – bei 40 Milliarden Euro liegen. Ab dieser Höhe sollten wieder die Arbeitgeber an den Kosten des medizinischen Fortschritts beteiligt werden. Nichts davon taucht im Wahlprogramm auf.

Ähnlich verkrampft präsentiert die SPD ihre Pläne für eine "paritätische Bürgerversicherung". Alles außer die Rückkehr zur hälftigen Finanzierung der Beiträge durch Arbeitgeber und Beschäftigte bleibt im Ungefähren.

Da haben es die Antipoden FDP und Die Linken einfacher. Sie bedienen ihre Sympathisanten mit klaren Botschaften. Die Liberalen stehen für den Erhalt des dualen Versicherungssystems, die Linken wollen die Privatassekuranz zu Gunsten einer "Solidarischen Gesundheitsversicherung" rasieren, bei der jeder Euro, egal aus welcher Quelle, verbeitragt wird.

Beim Thema Digitalisierung, wo sich die Gelegenheit böte, Zukunftspläne zu erklären, bleibt es überwiegend bei Verbotsankündigungen. Da ruft die SPD ein "beispielloses Schutzniveau" für Gesundheitsdaten aus und Linke und AfD erklären in trauter Gemeinsamkeit, dass sie jede Form der zentralen Speicherung von Gesundheitsdaten von vornherein ablehnen. Nur die Grünen nutzen die Chance, Chancen und Risiken der Digitalisierung über alle Politikfelder hinweg im Kontakt zu erläutern.

Was bleibt nach der Lektüre? Wer klare programmatische Alternativen für die Gestaltung des Gesundheitswesens sucht, wird nur bei der Finanzierung der GKV fündig. Am eindeutigsten positioniert sich hier die Linke –  mit einer Gesundheitspolitik, die zugleich Umverteilungspolitik ist.

Dagegen bleiben die Konturen einer künftigen Gesundheitspolitik mit Blick auf veränderte Versorgungsstrukturen unscharf. Was kein Nachteil sein muss. Wenn in Koalitionsverhandlungen (fast) jeder mit jedem "können" muss, sind rote Linien in Wahlprogrammen nur hinderlich.

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Bürokratieabbau in der Praxis

Kinderärzte fordern Abschaffung der Kinderkrankschreibung

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System

Lesetipps
Der Patient wird auf eine C287Y-Mutation im HFE-Gen untersucht. Das Ergebnis, eine homozygote Mutation, bestätigt die Verdachtsdiagnose: Der Patient leidet an einer Hämochromatose.

© hh5800 / Getty Images / iStock

Häufige Erbkrankheit übersehen

Bei dieser „rheumatoiden Arthritis“ mussten DMARD versagen