Untersuchung von Flüchtlingen

Zweites Leben für Röntgenbus

Ein Röntgenbus wird in Thüringen für die Untersuchung von Flüchtlingen auf Tuberkulose eingesetzt. So können Krankenhäuser entlastet werden. Eine Arztpraxis wertet die Aufnahmen binnen 24 Stunden aus.

Von Katrin Zeiß Veröffentlicht:
Das Röntgenmobil steht in Erfurt vor der Thüringer Staatskanzlei. Der Bus wird bei der Erstuntersuchung von Flüchtlingen auf Tuberkulose eingesetzt.

Das Röntgenmobil steht in Erfurt vor der Thüringer Staatskanzlei. Der Bus wird bei der Erstuntersuchung von Flüchtlingen auf Tuberkulose eingesetzt.

© M. Reichel/dpa

ERFURT. Der Röntgenbus zur Tuberkulose-Reihenuntersuchung ist in Thüringen noch vielen Menschen aus DDR-Zeiten bekannt. Jetzt erlebt er ein Revival. Das Land setzt ein Röntgenmobil zur Untersuchung von Flüchtlingen auf Tbc ein.

Betrieben wird das mit zwei medizinisch-technischen Assistenten besetzte und digitaler Röntgentechnik ausgestattete Gefährt vom Deutschen Roten Kreuz. Sein Kreisverband Jena-Eisenberg-Stadtroda hat es für 430.000 Euro angeschafft, das Land refinanziert die Kosten.

Mehrere hundert Menschen sind seit Februar in dem derzeit in Gera stationierten Fahrzeug geröntgt worden. Röntgenuntersuchungen der Lunge sind für Flüchtlinge in Gemeinschaftsunterkünften ab einem Alter von 15 Jahren gesetzlich vorgeschrieben.

Der Flüchtlingszustrom im vergangenen Herbst hatte die Thüringer Behörden vor erhebliche logistische Probleme bei der Erstuntersuchung der Geflüchteten gestellt.

Bus entlastet Krankenhäuser

Verschiedene Krankenhäuser und radiologische Praxen übernahmen die Tbc-Röntgenchecks im Auftrag des Landes, der Aufwand war entsprechend hoch.

Bürgermeister und Landräte monierten zudem, dass es keinen Überblick gebe, wer geröntgt sei und wer nicht. Nach dem Tbc-Jahresbericht des Landesamtes für Verbraucherschutz wurden 2015 knapp 10.000 Thorax-Röntgenuntersuchungen nach dem Infektionsschutzgesetz bei Asylbewerbern abgerechnet.

"Mit dem Bus sind wir jetzt flexibel und er entlastet die Krankenhäuser", sagt Migrationsminister Dieter Lauinger (Grüne). Der Untersuchung müssen sich Geflüchtete unmittelbar nach ihrer Ankunft in einer Erstaufnahmestelle in Gera unterziehen. Sie wird auf einer Chipkarte, die sie dort erhalten, dokumentiert.

 Erst dann werden sie in das Flüchtlingsheim Suhl zur Bearbeitung der Asylanträge weitergeschickt. Das Röntgenmobil kann auch von den kommunalen Gesundheitsämtern angefordert werden. "Innerhalb einer Viertelstunde ist es komplett einsatzbereit", sagt DRK-Kreisverbandschef Peter Schreiber.

Schnelles Erkennen von TBC-Erkrankungen

Eine radiologische Arztpraxis aus Ostthüringen wertet die Aufnahmen innerhalb von 24 Stunden aus. So werde gewährleistet, dass eventuelle Tbc-Erkrankungen mit Ansteckungsgefahr umgehend erkannt und behandelt werden könnten.

Das Landesamt für Verbraucherschutz hat im vergangenen Jahr 118 Fälle von Lungentuberkulose und extrapulmonaler Tuberkulose in Thüringen gezählt, 30 mehr als 2014 - was der Behörde zufolge mit den gestiegenen Flüchtlingszahlen zusammenhängt.

Bezogen auf 100.000 Einwohner entspricht das fünf Erkrankungen, damit liegt Thüringen unter dem Bundesdurchschnitt von sieben Erkrankungen je 100.000 Einwohner. Bei 84 Lungen-Tbc-Fällen handelte es sich um die offene Form der Erkrankung.

 Drei Menschen starben in Folge der Erkrankung, 70 Patienten werden weiter medizinisch behandelt. Im vergangenen Jahr hatte Thüringen 31.000 Migranten aufgenommen.

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