Flüchtlingsversorgung

Flüchtlingsversorgung – Die Vernetzung ist das oberste Gebot

In Brandenburg ist die E-Card für Flüchtlinge noch nicht flächendeckend umgesetzt. Gesundheitsministerin Diana Golze will die Versorgung mit einem Maßnahmenpaket pushen.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:
Muster einer elektronischen Gesundheitskarte der DAK-Gesundheit für Flüchtlinge in Potsdam.

Muster einer elektronischen Gesundheitskarte der DAK-Gesundheit für Flüchtlinge in Potsdam.

© Ralf Hirschberger/dpa

POTSDAM. Brandenburgs Gesundheitsministerin Diana Golze (Linke) hat ein neues Konzept zur Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen vorgelegt. Neben einer Bestandsaufnahme umfasst das Konzept Empfehlungen für eine Fülle von Einzelmaßnahmen sowie eine große Empfehlung: Vernetzung ist das oberste Gebot.

"Dort, wo vor Ort bereits Brücken zwischen den Einrichtungen gebaut werden, wo es Personen gibt, die sich als gemeindenahe Kümmerer verstehen und zu gemeinsamen Verabredungen drängen, gelingt gute Versorgung" resümiert sie das Konzept der brandenburgischen Landesregierung.

"Die Akteure in den Regeldiensten des Gesundheitswesens, den Migrationssozialarbeit-Fachdiensten, den weiteren Diensten der migrationsspezifischen und sozialen Arbeit und die Freiwilligen im Ehrenamt brauchen eine gute Kooperation", heißt es weiter.

Sorgen der Bevölkerung

Versorgung von Flüchtlingen in Brandenburg

  • Die elektronische Gesundheitskarte (eGK) für Flüchtlinge ist aktuell in 16 von 18 Landkreisen und kreisfreien Städten Brandenburgs eingeführt.
  • Berechtigungsscheine für den Arztbesuch brauchen Flüchtlinge weiter in den Landkreisen MärkischOderland und OstprignitzRuppin.
  • In einigen Bereichen, wie der psychologischen und psychiatrischen Versorgung, sei in Brandenburg schon viel erreicht worden, betont Gesundheitsministerin Diana Golze. Handlungsbedarf gibt es zum Beispiel noch bei der sprachlichen Verständigung.

Das Konzept untersucht vor allem den Handlungsbedarf beim Zugang von Flüchtlingen zum Versorgungssystem und zu speziellen psychosozialen Unterstützungsangeboten. "Die Versorgung Geflüchteter gelingt am besten dort, wo alle Beteiligten vor Ort zusammenarbeiten", fasst Golze die Ergebnisse anlässlich der Vorstellung des Konzepts im Brandenburger Landtag zusammen.

 "Gesundheit ist ein Menschenrecht. Ihr Erhalt oder ihre Wiederherstellung sowie der Zugang zu den dafür notwendigen Angeboten sind elementar", betonte sie.

Sie wies darauf hin, dass das Land Sorgen in der Bevölkerung berücksichtige, selbst zu kurz zu kommen. "Die Programme kommen nicht nur Geflüchteten, sondern auch allen anderen in Brandenburg zugute", so die Ministerin.

Dabei offenbart die Bestandsaufnahme zur Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen in Brandenburg durchaus Lücken. So ist etwa die elektronische Gesundheitskarte (eGK) für Flüchtlinge erst in 16 von 18 Landkreisen und kreisfreien Städten eingeführt.

In den Landkreisen Märkisch-Oderland und Ostprignitz-Ruppin brauchen Flüchtlinge weiterhin Berechtigungsscheine für den Arztbesuch. Die Landesregierung strebe weiterhin an, dass die eGK landesweit eingesetzt wird und das Land übernehme die vollständigen Kosten für die Versorgung Geflüchteter, heißt es in dem Konzept.

Viel erreicht?

Auf einigen anderen Gebieten ist jedoch aus Sicht der Landesregierung schon viel erreicht. Das Gesundheitsministerium nennt verschiedene Beispiele: So organisieren psychiatrische Institutsambulanzen Sprechstunden für Flüchtlinge in Wohnheimen.

Die Zentrale Ausländerbehörde in Eisenhüttenstadt bietet neben der verpflichtenden Erstuntersuchung ein psychosoziales Erstgespräch an. Die Migrationssozialarbeit in den Landkreisen und kreisfreien Städten wurde ausgebaut. Die Verständigung mit den Geflüchteten wird unter anderem durch medizinische Dolmetscher und Apps erleichtert.

Gerade mit Blick auf Sprachbarrieren stellt das Ministerium aber auch weiteren Handlungsbedarf fest. Es empfiehlt daher die Einrichtung eines regionalen Verfahrens zur zeitnahen Einschaltung von Sprachmittlern.

Dafür und zur Unterstützung der interkulturellen Öffnung in vielen Einrichtungen müssten weitere personelle und finanzielle Möglichkeiten erschlossen werden, heißt es in dem Konzept. Gefordert wird unter anderem, dass die interkulturelle Öffnung in Regeldiensten des Gesundheitswesens als Managementaufgabe verankert werden muss.

Muttersprachliche Lotsen

Weitere vorgeschlagene Einzelmaßnahmen sind Praxisleitfäden und Fortbildungen für Ärzte, Pflegende und Therapeuten zum Umgang mit Menschen aus anderen Kulturkreisen. Die Kompetenzen der Geflüchteten selbst sollen unter anderem durch muttersprachliche Gesundheitslotsen gestärkt werden. Geplant ist auch, dass der Gesundheitswegweiser für Migranten im Land Brandenburg überarbeitet wird.

Die Umsetzung der Empfehlungen soll die landesweite Arbeitsgruppe Gesundheit und Migration des Landesintegrationsbeirates Brandenburg als Steuerungsgremium begleiten. In Brandenburg lebten Ende Oktober vergangenen Jahres 35.000 Geflüchtete und Geduldete. Die meisten kamen aus Syrien, der russischen Föderation und Afghanistan.

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