KV Bayerns: Mehr Macht für die Region

Veröffentlicht:

Gut ist, was Bayern nützt. Das Motto der CSU gilt auch für die neue Spitze der KV Bayerns. Denn Bayern blutet für den Morbi-RSA, und bayerische Ärzte haben unter den zentralen Vergütungsregelungen eher gelitten als davon profitiert. Die Marschrichtung des Vorstands: Dezentralisierung, mehr Macht für die Region.

Von Jürgen Stoschek

MÜNCHEN. In der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) haben im Januar drei "Systemkritiker" das Ruder übernommen. Die alte Führungsmannschaft hatte bei den Wahlen zur Vertreterversammlung eine herbe Niederlage einstecken müssen und angesichts der neuen Machtverhältnisse auch keine Chancen auf eine Wiederwahl.

Fakten zur KV Bayerns

Arztzahlen: 24118 Mitglieder insgesamt, davon 9965 Hausärzte, 11701 Fachärzte und 2452 Psychotherapeuten.

Arztdichte: 520 Einwohner je Vertragsarzt mit regional starken Unterschieden; ausgeprägte Überversorgung in München, Tendenz zur Unterversorgung in ländlichen Regionen.

Honorarsumme: 5,069 Milliarden Euro im Jahr 2010; erwarteter Zuwachs laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung im Jahr 2011: 2,5 Prozent (Bundesdurchschnitt: 3,3 Prozent); in den Vorjahren deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.

Verwaltungskostensatz: 02,5 Prozent.

Der neue Vorsitzende Dr. Wolfgang Krombholz erklärte nach seiner Wahl, die Politik habe in den vergangenen Jahren wesentlich dazu beigetragen, dass sich die KV immer weiter von ihren Mitgliedern entfernt habe.

Krombholz war nach dem gescheiterten Systemausstieg der Hausärzte in Bayern und dem Rücktritt von Verbandschef Dr. Wolfgang Hoppenthaller ein Monat lang kommissarischer Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbandes (BHÄV).

"Viele Probleme kommen aus Berlin", sagte Krombholz. Dezentralisierung sei deshalb eines der wichtigsten Ziele.

Auch die beiden stellvertretenden KVB-Vorsitzenden, der Augenarzt Dr. Pedro Schmelz und die Internistin Dr. Ilka Enger, stehen dem KV-System ausgesprochen kritisch gegenüber.

Schmelz hatte in Unterfranken die Protestbewegung gegen die Honorarreform angeführt, Enger war Vorsitzende des Bayerischen Fachärzteverbandes (BFAV), der ebenfalls ein Korbmodell propagiert hatte. Widerstand gegen Zentralisierungstendenzen aufseiten der KVB haben beide angekündigt.

Die KVB hatte in den zurückliegenden Jahren tiefgreifende organisatorische Veränderungen mit einer gewissen Zentralisierung der Aufgaben in München erlebt, die den Anspruch hatten, die ärztliche Selbstverwaltung professioneller zu gestalten.

Ziel der neuen Mannschaft ist unter anderem eine Revitalisierung der Bezirksstellen, um so den Kontakt zur Basis wieder zu verbessern. Und auch die organisatorischen Strukturen in der Landesgeschäftsstelle stehen mit dem Ziel Ausgaben einzusparen stehen in diesem Zusammenhang zur Diskussion.

Zum Markenzeichen der bayerischen KV gehören zahlreiche durch Verträge abgesicherte Qualitätsprogramme, die unter dem Siegel "Ausgezeichnete Patientenversorgung" laufen.

Auch diese Programme sollen auf den Prüfstand, wobei man sich grundsätzlich einig ist, dass "Sinnvolles und Bewährtes" weitergeführt werden soll.

Ein beherrschendes Thema der vergangenen sechs Jahre waren auch die Auswirkungen der Honorarreform, der Abfluss bayerischer Versichertengelder und die zunehmende Zentralisierung.

Zahlreiche Sonderverträge ganz besonders im fachärztlichen Bereich haben dadurch ihre finanzielle Grundlage verloren und mussten gekündigt werden. Zum Teil massive Honorarverluste sowie mehrere zehntausend Widersprüche gegen Honorarbescheide waren die Folge.

Nicht zuletzt daher rühren die großen Vorbehalte an der Basis gegen die KV und in der KVB gegen die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und deren Führungsspitze.

Auch die neue KV-Führung in Bayern wird deshalb - mit Unterstützung der Staatsregierung - alles tun, um der ärztlichen Selbstverwaltung möglichst viel Eigenständigkeit zu erhalten und zurückzugewinnen.

Lesen Sie dazu auch: Alle Artikel zur Serie "KV-Wahlen 2010/2011"

Schlagworte:
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Vor Entscheid in der Länderkammer

Streit um Pflegepersonaleinsatz in Kliniken vor der Einigung

Lesetipps
Schwere Infektionen mit Antibiotika richtig behandeln: Behandlungsmythen, die so nicht stimmen.

© bukhta79 / stock.adobe.com

Richtig handeln bei Infektionen

Drei Mythen bei der Antibiotika-Therapie