Problemfall übergewichtige Kinder

"Mehr Bolzplatz – weniger Playstation"

Körperliche Aktivität bei Kindern ist in Deutschland generell sehr niedrig, sagt Gesundheitspsychologin Professor Dr. Jutta Mata, die die AOK- Familienstudie 2018 wissenschaftlich begleitet hat.

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Prof. Dr. Jutta Mata, Inhaberin des Lehrstuhls für Gesundheitspsychologie an der Universität Mannheim

Prof. Dr. Jutta Mata, Inhaberin des Lehrstuhls für Gesundheitspsychologie an der Universität Mannheim

© (privat)

Ärzte Zeitung: Frau Professor Mata, hat Deutschland ein Problem mit Übergewicht?

Jutta Mata: Davon ist auszugehen. Basierend auf ihrer angegebenen Größe und Gewicht können 58 Prozent der im Rahmen der aktuellen AOK-Familienstudie befragten Eltern als übergewichtig und adipös eingeordnet werden. Dabei sind Väter öfter übergewichtig als Mütter.

Es gibt auch einen Zusammenhang zwischen dem Gewicht des Kindes und dem seiner Eltern: Laut Studie liegt der Anteil der Kinder mit Übergewicht oder Adipositas bei Eltern mit Normalgewicht bei rund elf Prozent, bei Eltern mit Adipositas ist dieser Anteil mit rund 22 Prozent doppelt so hoch. Diese Daten passen zu anderen Erhebungen in Deutschland.

Hängt das Problem auch mit mangelnder Bewegung zusammen?

Mata: Leider ja. Nur zehn Prozent der Kinder sind laut Auskunft der Eltern so aktiv, wie von der WHO empfohlen. Sie bewegen sich also an sieben Tagen pro Woche mindestens 60 Minuten so, dass Atmung und Puls mindestens leicht zunehmen und sie sich moderat anstrengen.

Im Schnitt sind Kinder nur an 3,6 Tagen pro Woche im Sinne der WHO-Empfehlung aktiv. Diese Zahlen sind niedriger als in anderen repräsentativen Untersuchungen und spiegeln dennoch den gleichen Trend wider: Die körperliche Aktivität bei Kindern ist in Deutschland generell sehr niedrig. Die Devise muss daher lauten: mehr Bolzplatz, weniger Playstation.

Was ist zu tun?

Mata: Die Studie liefert wichtige Erkenntnisse zu Bewegungsräumen und -förderung in Kommunen und Städten. Für die Mehrheit der Familien bietet die Kommune, in der sie leben, in hohem oder mittlerem Maße ein bewegungsfreundliches Wohnumfeld.

Geht es nach den Eltern, dann gibt es aber noch viel Handlungsspielraum. Besonders groß ist der Wunsch nach mehr Parks und Spielplätzen sowie gut erreichbaren Sportplätzen, Schwimmbädern und Turnhallen.

Wobei mit Erreichbarkeit nicht allein die Entfernung, sondern auch der freie Zugang gemeint ist. 82 Prozent der Eltern geben an, dass die Möglichkeit für Kinder, im Freien ohne Aufsicht zu spielen, die Bewegungsfreundlichkeit der Kommune erhöhen würde. Hier müssen wir ansetzen. (hom)

Lesen Sie dazu auch: AOK-Familienstudie: Kinder, wie geht´s Euch gesundheitlich?

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