Kostentreiber

Ärztenetz wehrt sich gegen Vorurteil

Treiben Ärztenetze die Behandlungskosten in die Höhe? Nein, sagen Ärzte eines Netzwerks in NRW und liefern dazu eine betriebswirtschaftliche Analyse.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Ärztenetz: Das Praxisnetz medi-OWL in Bielefeld sieht Potenzial für eine günstige Versorgung.

Ärztenetz: Das Praxisnetz medi-OWL in Bielefeld sieht Potenzial für eine günstige Versorgung.

© Stefan Rajewski / fotolia.com

DORTMUND. Die Angst der meisten Krankenkassen vor populationsbezogenen Versorgungsverträgen ist unbegründet.

Anders als von den Kassen befürchtet, ist die umfassende Zusammenarbeit mit einem regionalen Ärztenetz nicht mit höheren Ausgaben verbunden. Davon geht Dr. Michael Müller aus, Vorstandsvorsitzender des Praxisnetzes medi-OWL in Bielefeld.

"Man muss den Kassen die Angst vor einem Kostenrisiko durch die integrierte Versorgung nehmen", sagte Müller bei einem Seminar des Regionalvereins Nordrhein-Westfalen im Bundesverband Managed Care in Dortmund.

Die Herausforderung für die Ärzte bestehe darin, auf Basis betriebswirtschaftlicher Daten darzulegen, dass die populationsbezogene Versorgung eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten ist.

Müller und seine Kollegen haben das im Kleinen für ihr eigenes Netz gemacht. Sie haben mit den Daten einer Kasse die Kosten der Patientenversorgung in Netzpraxen mit denen anderer Praxen verglichen.

KVen sollen Netzen gegenüber offener sein

"Die Netzpraxen haben in der Regel schwerer kranke Patienten als die Vergleichspraxen und sind trotzdem günstiger in der Versorgung", berichtete er.

Das stimmt mit den Erfahrungen der Barmer GEK überein, die sie auf dem Kongress der Gesundheitsnetzwerker in Berlin vorgestellt hatte.

"Die Tatsache, dass Ärzte im Netz zusammenarbeiten, kann für die Kassen ein Gewinn sein", betonte Müller.

Der Kinderarzt forderte von ihnen die Bereitschaft ein, sich auf kassenartenübergreifende populationsbezogene Verträge einzulassen. "In Westfalen-Lippe haben wir jede Menge Ideen dafür." Es sei für die Ärzte nicht darstellbar, mit Kassen Exklusivverträge zu einzelnen Diagnosen abzuschließen.

Er erwartet auch von den Kassenärztlichen Vereinigungen eine größere Offenheit den Netzen gegenüber. Bei den Netzärzten gebe es eine große Bereitschaft, mit der KV etwas auf die Beine zu stellen.

Sie würden aber nur selten eingeladen und angehört. "Die KVen müssen keine Angst haben, dass die Netze sie aushebeln wollen."

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Mehr Netzaktivismus, bitte!

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Lesetipps
Der Patient wird auf eine C287Y-Mutation im HFE-Gen untersucht. Das Ergebnis, eine homozygote Mutation, bestätigt die Verdachtsdiagnose: Der Patient leidet an einer Hämochromatose.

© hh5800 / Getty Images / iStock

Häufige Erbkrankheit übersehen

Bei dieser „rheumatoiden Arthritis“ mussten DMARD versagen