KKH und BKK Allianz fusionieren - Start einer Allianz von Kasse und PKV?

Mit der Fusion entsteht eine strategische Option: gemeinsame Geschäftsmodelle von privater und gesetzlicher Krankenversicherung.

Christian BenekerVon Christian Beneker und Helmut LaschetHelmut Laschet Veröffentlicht:

Die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) aus Hannover und die BKK Allianz aus München wollen im April 2009 zur Ersatzkasse "KKH Allianz" fusionieren. Die Kooperation werde schon im Januar 2009 starten, hieß es. Die neu entstandene Kasse will so ihren Marktanteil ausbauen, und zwar durch die Kooperation mit der Allianz Privaten Krankenversicherung.

Die KKH ist Deutschlands viertgrößte Ersatzkasse mit rund zwei Millionen Versicherten. Durch die Fusion mit der BKK Allianz, die seit 2001 bundesweit für alle gesetzlich Versicherten geöffnet ist, werden nur 100 000 neue Versicherte dazu kommen. Allerdings bringt die BKK Allianz den engen Kontakt mit der Allianz Privaten Krankenversicherung mit rund 2,4 Millionen Kunden. "Die anerkannt gute Positionierung im Zusatzversicherungsgeschäft der Allianz Privaten ist ein wichtiger Erfolgsfaktor für die künftige Zusammenarbeit", betonten die beiden Kassenchefs Ingo Kailuweit von der KKH und Stefan Haslauer, Vorstand der BKK Allianz.

"Bisher haben wir nur die klassischen privaten Zusatzversicherungen vermittelt", erklärte Dr. Georg Becker, Sprecher der BKK Allianz, der "Ärzte Zeitung", "aber in Zukunft wollen wir mit gemeinsamen Produkten an den Markt gehen." Die KKH indessen wird ihre Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftlichen Versicherungsverein Münster (LVM) Ende 2009 beenden, erklärte KKH-Sprecherin Daniela Friedrich. "An den Verträgen, die Kassen mit Ärzten geschlossen haben, ändert sich nichts", sagte Friedrich.

Im Unterschied zu der vor kurzem bekannt gegebenen Fusion der Techniker Krankenkasse mit der IKK Direkt, mit der die größte Einzelkasse mit einem Marktanteil von über zehn Prozent entstehen wird, stand beim Zusammengehen von KKH und Allianz BKK nicht die Stärkung des Nachfragepotenzials im Markt der gesetzlichen Krankenversicherung im Vordergrund. Vielmehr eröffnet die Fusion langfristig die strategische Option, den bislang strikt getrennten Markt von privater und gesetzlicher Krankenversicherung zu überwinden,

Private und gesetzliche Kassen können voneinander lernen.

Professor Matthias Schönermark, der in den vergangenen Jahren strategische Option für GKV und PKV entwickelt hat, sieht zunächst drei Felder für eine engere Kooperation und für Synergieeffekte. So haben die gesetzlichen Krankenkassen in den vergangenen Jahren erhebliche Kompetenz im Versorgungs-Management aufgebaut, von dem ein privates Krankenversicherungsunternehmen lernen kann. Andererseits sind private Krankenversicherer mit dem Controlling-Knowhow weiter, so dass das eine gesetzliche Kasse profitieren könnte. Schließlich biete die Fusion die Grundlage dafür, gemeinsame, sich ergänzende Versicherungsprodukte aus GKV und PKV zu entwickeln. Insofern ginge die Kooperation weit über die bisherigen Vertriebskonzepte hinaus.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass im Sommer ein unter der Beteiligung der Allianz entstandenes Papier Furore gemacht hatte, das das bisherige Geschäftsmodell der privaten Krankenversicherung in Frage gestellt hatte. Dieses Modell basiert auf risikoäquivalenten Prämien in Kombination mit der Bildung von Alterungsrückstellungen.

Lesen Sie auch: IKK fusioniert mit Techniker "Zahl der Kassenfusionen wird steigen"

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