Kommentar
Eine Idee, die gut und gefährlich ist
Geistesblitz oder Schmalspurpflege? Die AOK Hannover-Land und ein Pflegedienst der Diakonie haben ein bundesweit einmaliges Projekt gestartet. Der Pflegedienst kann einen Teil des Geldes damit verdienen, Freunde, Nachbarn oder Familienangehörige von AOK-Pflegepatienten zu unterrichten. Diese sollen in die Lage versetzt werden, einfache Pflegeaufgaben zu übernehmen, um die Profis zu entlasten.
Die Sache ist eine Gratwanderung. Richtig ist, dass die Pflegedienste händeringend nach qualifiziertem Personal suchen. Und diejenigen, die ambulant pflegen, klagen seit Jahren zu Recht über Papierflut und Fließbandarbeit. Dort ist Entlastung bitter nötig.
Zugleich setzen die Initiatoren auf die Nähe der Hausärzte zu ihren Patienten. Ärzte können in Absprache mit dem Pflegedienst beurteilen, wo Nachbarn, Freunde und Familie einfache Aufgaben erledigen könnten, etwa die Gabe von Medikamenten.
Allerdings darf solche Anleitungspflege nicht zum Sparschwein der Kassen werden. Pflegekräfte sind hoch spezialisierte Profis. Hausärzte werden sorgfältig darauf achten, bei welchen Patienten die Laien den Profis zur Hand gehen können - damit aus einer guten Idee keine Schmalspurpflege wird.
Lesen Sie dazu auch: Lieber Angehörige statt Pflegeprofis?