Alles vorbei - zwei AOKen scheitern mit ihren Fusionsplänen

Mit etwa 4,2 Millionen Versicherten wäre die viertgrößte deutsche Kasse entstanden. Doch daraus wird nichts. Die Fusion von AOK plus und AOK Hessen ist geplatzt.

Veröffentlicht:
AOK Plus: keine Fusion mit der hessischen AOK-Schwester.

AOK Plus: keine Fusion mit der hessischen AOK-Schwester.

© dpa

ERFURT. (rbü). Kurz vor Schluss wurde der AOK Plus für Sachsen und Thüringen die Fusion mit der AOK Hessen doch zu riskant. Ursprünglich sollten die beiden Kassen laut einem im Juni beschlossenen Vertrag bereits im kommenden Januar verschmolzen sein.

Jetzt hat der Verwaltungsrat der AOK Plus überraschend die Reißleine gezogen und die Verhandlungen für beendet erklärt (wie bereits berichtet). Als Ursache nannte ein Sprecher "veränderte Rahmenbedingungen" und dass die mit der Fusion angestrebten Ziele zeitnah nicht mehr erreichbar seien. Details nannte er nicht.

Allerdings hatte AOK-Vorstand Viktor Bernecker schon vor wenigen Wochen von "Sand im Getriebe" der Verhandlungen gesprochen und Probleme mit den Pensionslasten der hessischen AOK-Mitarbeiter eingeräumt.

Nach Informationen der "Ärzte Zeitung" summieren sich die Pensionsansprüche auf rund 700 Millionen Euro. Auch die sächsische Regierung soll vor den Finanzlasten gewarnt haben.

Dabei hieß es ursprünglich, dem Fusionsbeschluss sei eine "gewissenhafte Prüfung der finanziellen, organisatorischen und personellen Bedingungen" vorangegangen. Steffen Lemme, Verwaltungsrat und Bundestagsabgeordneter, kritisiert, die Probleme seien "lange ausgeblendet worden".

Auch unter Berücksichtigung der Beitragssatzerhöhung habe man neu nachrechnen müssen. "Unter diesen Bedingungen hätte die Fusion erst in 10 bis 15 Jahren etwas gebracht", sagt Lemme.

Kritik entzündete sich zudem an den Plänen, neben Dresden als Hauptsitz der neuen Kasse auch die Standorte in Hessen und Thüringen zu erhalten. Ein Sprecher der AOK Hessen bedauerte das Aus der Fusion, "trotz verbesserter Rahmenbedingungen". Die AOK Hessen sei finanziell solide aufgestellt und werde im kommenden Jahr keinen Zusatzbeitrag erheben.

Lesen Sie dazu auch: AOK Plus sagt Großfusion ab

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Diskriminierung

Mangel an Anlaufstellen bei Diskriminierung im Gesundheitswesen

Innovationsfonds-Projekt

Die „kurzstationäre Allgemeinmedizin“ geht live

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen