Kooperation zwischen PKV und GKV könnte Pflegelücke schließen
Experten werben dafür, die besten Elemente aus beiden Versicherungssystemen zu kombinieren, um eine finanziell starke Pflegeversicherung auf die Beine zu stellen.
Veröffentlicht:KÖLN. Gesetzliche Krankenkassen und private Krankenversicherer sollten zusammenarbeiten, um die Vorsorge gegen das Pflegerisiko zu stärken. Dafür plädiert Dr. Hans Josef Pick, Vorstand der Deutschen Krankenversicherung und der Victoria Krankenversicherung.
"Ich sehe die Chance, mit den Stärken beider Systeme zu guten Lösungen zu kommen", sagte Pick auf der Euroforum-Konferenz "Zukunftsmarkt Pflegeversicherung" in Köln.
"Trotz Pflegeversicherung haben wir bereits eine deutliche Pflegelücke, sowohl in der gesetzlichen als auch in der privaten Pflegepflichtversicherung", sagte er. Es gebe vielfältige Kombinationsmöglichkeiten aus Kapitaldeckung und Umlagefinanzierung, um eine zukunftsfeste obligatorische Ergänzung zu gestalten.
"Man hat noch nicht alles gesehen, was möglich ist", sagte er. Die GKV habe die Erfahrung und die Strukturen, um den neuen kapitalgedeckten Beitrag flächendeckend zu erheben und zu verwalten - die PKV das notwendige Know-how zum Umgang mit dem Kapitalstock.
Auch der Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland/Hamburg Wilfried Jacobs hält Kooperationen zwischen Kassen und PKV-Unternehmen für sinnvoll, etwa bei Verhandlungen mit den Leistungsanbietern. Außerdem müssten beide Seiten die Versicherten für eine verstärkte Eigenvorsorge motivieren. "Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, die Zusatzversicherungen zu pushen", sagte Jacobs.
Auch der Staat könne dabei das Seine tun. "Zusätzliche steuerliche Vergünstigungen für freiwillige Pflegepolicen wären sinnvoll", schlug er vor. Der AOK-Chef geht davon aus, dass es keine obligatorische private Pflegezusatzversicherung geben wird.
Wenn die Politik erreichen wolle, dass die gesetzlich Versicherten mehr zur Abdeckung des Pflegerisikos tun, gebe es eine andere Möglichkeit: die Aufhebung der Parität auch in der Pflegeversicherung. "Ich fände das nicht gut, aber ich bin sicher, dass darüber diskutiert wird", sagte Jacobs.