Arbeitgeber entdecken Burn-out-Prävention

Psychische Erkrankungen sind immer öfter der Grund für Fehltage von Arbeitnehmern. Viele Betriebe wollen nun die Burn-out-Prävention deutlich ausbauen und so gegensteuern.

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Leistungsdruck, Stress, Burn-Out: Für Arbeitgeber ist das ein Risikofaktor.

Leistungsdruck, Stress, Burn-Out: Für Arbeitgeber ist das ein Risikofaktor.

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MÜNCHEN (sto). Burn-out, Depression, Sucht und andere psychische Erkrankungen gehören nach Angaben des Psychiaters Dr. Werner Kissling von der TU München in den meisten Unternehmen inzwischen zu den häufigsten Ursachen von Fehltagen.

Die Schätzungen für den durch psychische Störungen von Mitarbeitern verursachten Produktivitätsverlust reichen dabei von acht bis 20 Milliarden Euro pro Jahr, berichtete Kissling.

Das sei möglicherweise aber nur die Spitze des Eisbergs, da psychische Störungen nicht immer als solche diagnostiziert werden. Außerdem wirken solche Erkrankungen oft indirekt auf das ganze Team. Weitere Produktivitätsverluste entstünden durch die Folgen von sogenanntem Präsentismus, also die Anwesenheit am Arbeitsplatz, die unter anderem zu einer erhöhten Fehlerrate führt.

Nach Kisslings Erfahrung sind die meisten Unternehmen auf diese Entwicklung nicht vorbereitet. So seien Führungskräfte für den Umgang mit psychisch kranken Mitarbeitern nicht ausreichend geschult und seien unsicher, wie sie sich richtig verhalten sollen.

Tatsächlich rechne sich jedoch bereits die Schulung von Führungskräften innerhalb kürzester Zeit. Wenn in einem mittleren Unternehmen bei drei Mitarbeitern ein Burn-out vermieden werde, amortisierten sich bereits die Schulungskosten über Einsparungen bei den Fehltagen, so Kissling.

Wichtig sei allerdings, die oberste Führungsebene für das Thema zu sensibilisieren, betonte Kissling. Sonst hätten unternehmensspezifische Präventionsprogramme keine Chance. Hilfreich bei der Umsetzung sei manchmal auch eine persönliche Betroffenheit eines Chefs, der die Folgen einer psychischen Erkrankung in seinem Umfeld erlebt hat, erklärte Kissling.

Psychische Erkrankungen seien längst zu einer Realität der modernen Arbeitswelt geworden, erklärte Sigrid König vom Vorstand des BKK-Landesverbandes. Nicht zuletzt deshalb engagierten sich die Betriebskrankenkassen schon seit längerem für geeignete Präventionsmaßnahmen.

Angesichts einer Verdoppelung der Krankschreibungen wegen psychischer Leiden innerhalb der vergangenen 20 Jahre bestehe "großer Handlungsbedarf", betonte König.

Bei den meisten Arbeitgebern sei die Problematik inzwischen erkannt, berichtete Frank Meiser von der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw). In vielen Betrieben sei ein Gesundheitsmanagement inzwischen originärer Bestandteil der Unternehmensstrategie, erklärte Meiser.

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