Gesundheitsökonom

Ohne Praxisgebühr wird's für Ärzte teuer

Die Abschaffung des Zehn-Euro-Obolus würde Nebenwirkungen haben. Kassen würden den Wegfall von zwei Milliarden Euro nicht ohne weiteres hinnehmen. Es könnte ans Honorar der Ärzte gehen.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Praxisgebühr einziehen nervt - aber fällt sie weg, könnte es für Ärzte teuer werden.

Praxisgebühr einziehen nervt - aber fällt sie weg, könnte es für Ärzte teuer werden.

© Bernd Leitner / panthermedia

KÖLN. Die niedergelassenen Ärzte sollten sich nicht zu früh über eine mögliche Abschaffung der ungeliebten Praxisgebühr freuen. Fällt die Praxisgebühr ersatzlos weg, wirkt sich das für die Ärzte wahrscheinlich negativ aus, erwartet Gesundheitsökonom Dr. Thomas Drabinski, Leiter des Instituts für Mikrodaten-Analyse in Kiel. "Das könnte für sie ein doppelter Pyrrhus-Sieg werden", sagte er der "Ärzte Zeitung".

Zum einen werden die Kassen den Wegfall der rund zwei Milliarden Euro Einnahmen nicht klaglos hinnehmen. Nicht zufällig fordern sie in den aktuellen Verhandlungen mit den Ärzten eine Honorarsenkung, sagt er.

"Zehnprozentige Beteiligung der Patienten an Behandlungskosten"

Hinzu komme ein weiterer Effekt. "Wird die Praxisgebühr ohne Ersatz gestrichen, wird es auf absehbare Zeit kein neues Instrument der Eigenbeteiligung für Patienten geben", sagt Drabinski. Er spricht sich dafür aus, für den ambulanten Bereich eine zehnprozentige Beteiligung der Patienten an den Behandlungskosten einzuführen.

Bei durchschnittlichen Kosten von etwas über 400 Euro im Jahr würde das die meisten Patienten nicht stärker belasten als die Praxisgebühr. Für Einkommensschwache und chronisch Kranke müsste es einen sozialen Ausgleich geben.

"Es wäre Aufgabe der Krankenkassen, den Zehn-Prozent-Anteil von den Patienten einzuziehen." Der mit der Praxisgebühr verbundene bürokratische Aufwand in den Arztpraxen würde entfallen. Zudem könnte ein solches Instrument Transparenz über die Behandlungskosten schaffen.

Die Praxisgebühr einfach nur zu streichen, macht seiner Ansicht nach gesundheitsökonomisch keinen Sinn. "Das führte zu einem Einnahmeverlust für die Krankenkassen, und auch der bisherige minimale Steuerungseffekt fiele weg."

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