Bayerische Wirtschaft

Ideen für mehr Wettbewerb in der GKV

Es ist höchste Zeit für einen Umbruch im Gesundheitssystem, meint die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft. Sie hat einen Katalog für mehr Effizienz und Qualität vorgelegt.

Von Jürgen Stoschek Veröffentlicht:
Die Krankenkassen müssten ihre Beiträge wieder selbst bestimmen können, findet die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft.

Die Krankenkassen müssten ihre Beiträge wieder selbst bestimmen können, findet die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft.

© Maurizio Gambarini / dpa

MÜNCHEN. Das Gesundheitssystem braucht einen Paradigmenwechsel von der Sozialversicherung zu einer Sozialen Gesundheitswirtschaft, meint Professor Günter Neubauer.

Leitbild dafür seien die bewährten Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft, erklärte der Gesundheitsökonom bei einer Veranstaltung der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) in München.

Die Soziale Marktwirtschaft stelle eine effiziente Leistungserstellung durch Wettbewerb sicher. Zugleich verpflichte das Sozialprinzip den Staat, jedem Versicherten Zugang zur Versorgung zu gewähren, sagte er.

Anlass war die Präsentation einer neuen Studie "Kompass Gesundheitspolitik", die Neubauers Institut für Gesundheitsökonomik für die vbw erstellt hat.

Leistungsauswertung das falsche Signal

Angesichts des demografischen Wandels und der wirtschaftlichen Bedeutung des Gesundheitssektors sei ein neuer Ansatz für ein zukunftsfestes Gesundheitssystem dringender denn je, erklärte vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.

Auch die Wirtschaft erwarte als Beitragszahler einen effizienten Einsatz der Mittel. Leistungsausweitungen seien das falsche Signal.

"Die Streichung der Praxisgebühr sehen wir deshalb kritisch, da sie eines der wenigen Elemente der Eigenbeteiligung und Steuerung ist", sagte Brossardt.

Wettbewerb im Gesundheitswesen braucht nach Ansicht von Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr einen ordnungspolitischen Rahmen. Ein Kranker habe keine Wahlfreiheit.

"Marktwirtschaft im Gesundheitswesen ist schwierig, aber immer noch besser als Planwirtschaft", sagte Bahr. Mit der Gesetzgebung habe die Bundesregierung erste Schritte für mehr Wettbewerb im Gesundheitswesen getan.

Eigenverantwortung stärken

Die vbw-Studie "Kompass Gesundheitspolitik" beschreibt auf knapp 60 Seiten einen Katalog von 40 Maßnahmen für mehr Effizienz und Qualität im Gesundheitswesen.

Ein Ziel sei, die Finanzierung der GKV in ein selbststeuerndes System zu überführen, das für alle Beteiligten die richtigen Anreize setzt, erklärte Brossardt. Die Kassen müssten ihre Beiträge wieder selbst bestimmen können.

Außerdem müsse der Missbrauch der Sozialversicherung als Umverteilungsinstrument beendet und das Umlageverfahren um generationengerechte Rücklagen erweitert werden, so Brossardt.

Die Eigenverantwortung aller Beteiligten im Gesundheitswesen und die Transparenz müssten gefördert werden, erklärte Brossardt weiter.

"Den Versicherten sollte der Zusammenhang zwischen ihren Beiträgen und dem Versicherungsschutz im Krankheitsfall besser verdeutlicht werden, um ein Preis-Leistungs-Denken zu etablieren", sagte er.

Eine finanzielle Überforderung Einzelner könne durch einen steuerfinanzierten Sozialausgleich verhindert werden.

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