AOK Plus

Miese für den Kampf-Beitragssatz

15,4 statt 14,9 Prozent müsste der Beitragssatz der AOK Plus eigentlich sein, um die Ausgaben zu decken. Doch im Kampf um Versicherte nimmt die Kasse bewusst einen hohen Verlust in Kauf.

Von Luise Poschmann Veröffentlicht:
Die AOK Plus rechnet mit einem Defizit bis zu 300 Millionen Euro für das laufende Geschäftsjahr.

Die AOK Plus rechnet mit einem Defizit bis zu 300 Millionen Euro für das laufende Geschäftsjahr.

© Martin Schutt / dpa

DRESDEN. Die AOK Plus rechnet für das laufende Jahr mit einem Defizit von 280 bis 300 Millionen Euro.

Grund dafür ist, dass die gesetzliche Krankenkasse den Beitragssatz für ihre Versicherten "subventioniert", wie der stellvertretende AOK-Plus-Vorstandsvorsitzende Stefan Knupfer am Dienstag in Dresden sagte.

Dieser liegt wie im Vorjahr auch 2016 bei 14,9 Prozent. Ein "ausgabendeckender" Beitragssatz müsste für das laufende Jahr 15,4 Prozent betragen, erklärte Knupfer.

Bereits 2015 hatte die sächsisch-thüringische Kasse ein Defizit von rund 145 Millionen Euro eingefahren. Allerdings ist das Polster offenbar noch immer üppig.

Für Ende 2016 wird laut Knupfer ein verbliebenes Finanzvolumen von 1,25 Milliarden Euro angepeilt. Das entspricht der AOK Plus zufolge 1,5 Monatsausgaben, dem gesetzlich erlaubten Maximum an Rücklagen.

Jeder zweite Sachse bei AOK Plus versichert

Eine komfortable Lage für die Krankenkasse, die vermutlich auch Dank des im Vergleich niedrigen Beitragssatzes 2015 großen Zulauf erfahren hat. Insgesamt 111.000 neue Versicherte konnten in beiden Bundesländern verzeichnet werden.

Im Sächsischen wurde kürzlich eine Marke geknackt: Zwei Millionen Sachsen sind nun bei der AOK Plus versichert, das ist etwa jeder zweite Einwohner.

Und der Trend scheint sich fortzusetzen, denn allein im Januar 2016 kamen nach Angaben von Knupfer 40.000 neue Versicherte hinzu.

Dabei hat die Krankenkasse normalerweise eine "demografische Lücke" von rund 30.000 Menschen: Auf etwa 50.000 Sterbefälle pro Jahr kommen rund 20.000 Säuglinge, die in die Ortskasse "hineingeboren" werden.

Weiter beschäftigen wird die Krankenkasse auch in diesem Jahr die medizinische Versorgung im ländlichen Raum. "Die demografische Entwicklung stellt das Gesundheitswesen vor neue Herausforderungen", sagte der Vorstandsvorsitzende Rainer Striebel.

Die Krankenkasse wolle sich in Sachsen und Thüringen nicht nur auf die KVen oder die Politik verlassen. "Wir sehen uns auch in der Verpflichtung und der Rolle, das gemeinsam zu lösen", sagte Striebel.

Ein von der Kasse mitgetragenes Projekt wurde kürzlich in Ostsachsen vorgestellt. In Niesky im Landkreis Görlitz soll in den nächsten Jahren das örtliche Krankenhaus zu einem lokalen Gesundheitszentrum umgebaut werden.

Ziel ist die Stärkung der sektorenübergreifenden Versorgung. Sowohl in Sachsen als auch in Thüringen würden schon Gespräche über weitere Standorte geführt, sagte Striebel. Angaben zu den Projektpartnern wollte er noch nicht machen.

Kasse soll attraktiver werden

Fortgesetzt soll die "Leistungsoffensive", wie Knupfer sagte. Die Ausgaben für Zusatzleistungen wie eine professionelle Zahnreinigung und Osteopathie blieben voraussichtlich stabil bei rund 170 Millionen Euro.

Diese Angebote sollen nach Wunsch des Vorstands zur langfristigen Attraktivitätssteigerung der Kasse beitragen. Schließlich sei nicht absehbar, wie lange die Unterschiede im Beitragssatz noch so deutlich sichtbar seien.

Neuerungen wird es beim Bonusprogramm geben. Noch innerhalb dieses Jahres wird nach Angaben von Knupfer ein Online-Modell an den Start gehen, das vor allem junge Menschen ansprechen soll.

"Eine Ergänzung zur Offline-Variante", betonte der Vorstandsvize. Datenskeptiker" und nicht so digital erfahrene Versicherte sollten nicht ausgeschlossen werden.

In dem Zusammenhang wird auch über den Einsatz von am Körper getragenen Fitness-Trackern zum Nachweis der erbrachten Leistungen nachgedacht. Datenschutzrechtlich ist dies ein besonders heikles Terrain.

Die Kasse sei sich dessen sehr bewusst, so Knupfer. Noch sei das Projekt aber erst im "Planungsstadium", weshalb eine Lösung noch nicht abschließend feststehe.

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