Studie

Ohne PKV 300.000 Jobs in Gefahr

Die PKV-Branche lässt ihren ökonomischen Fußabdruck berechnen – und die Folgen ihrer Abschaffung.

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BERLIN. Der PKV-Verband hat in einer Studie die volkswirtschaftliche Relevanz der Privatassekuranz berechnen lassen. Danach beläuft sich die Bruttowertschöpfung, die in Deutschland durch Mehrumsätze der Privatpatienten ausgelöst oder angestoßen wird, auf 13,4 Milliarden Euro. Gemeint sind damit Mehrumsätze bei Ärzten und anderen Leistungserbringern, die nur deshalb entstehen, weil die Patienten nicht gesetzlich versichert sind.

Das mit der Expertise beauftragte WifOR-Institut hat auf dieser Basis die Folgewirkungen kalkuliert, die durch den Wegfall dieser Wertschöpfungen entstünden –  etwa im Fall der Einführung einer Bürgerversicherung. Danach könnten von den Mehrumsätzen der Privatpatienten bis zu 300.000 Jobs betroffen sein.

Die Studienautoren unterstellen dabei den "Wegfall" dieser Stellen und begründen dies damit, die SPD habe – in einer Studie der parteinahen Friedrich-Ebert-Stiftung – eine vollständige Kompensation dieser Mehrumsätze im Falle einer Bürgerversicherung ausgeschlossen.

Bereits vergangenen November hat die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung die Beschäftigungswirkungen einer Bürgerversicherung untersuchen lassen. Das IGES-Institut hat dafür verschiedene Szenarien bewertet und dabei versucht, die Zahl bedrohter Jobs in der PKV-Branche zu kalkulieren. Bundesweit sind in der Privatassekuranz direkt oder indirekt rund 115.000 Menschen beschäftigt.

Das WifOR-Institut hat basierend auf Zahlen von 2015 den "ökonomischen Fußabdruck" der PKV untersucht. Danach entsteht für jeden von der PKV verausgabten Euro eine zusätzliche Bruttowertschöpfung in der Gesamtwirtschaft von 2,10 Euro (Medizintechnik: 1,10 Euro, Pharma-Industrie: 80 Cent). Zudem sorge ein Arbeitsplatz in der PKV anderweitig für 4,6 zusätzliche Jobs. Gründe dafür seien der starke Inlandsbezug – es gibt anders als in der Industrie keine aus dem Ausland bezogenen Vorleistungen – sowie die ausgelösten personalintensiven Dienstleistungen.

Kalkuliert haben die Forscher auch die Rolle der PKV als Finanzier von Gesundheitsleistungen. Ausgelöst wurde demnach durch PKV-Versicherungsleistungen eine Bruttowertschöpfung von 28,7 Milliarden Euro. Dies umfasse nicht nur die direkt bei Ärzten veranlassten Dienstleistungen, sondern auch deren eingekauften Leistungen – etwa für Praxissoftware.

Die starke Impulswirkung der Finanzierung von Gesundheitsleistungen durch die PKV wirke sich direkt oder indirekt auf 589.000 Jobs aus.

Florian Lanz, Sprecher des GKV-Spitzenverbands, bewertete die Studie skeptisch: "Ein Versicherungszweig, bei dem die Mehrzahl der Vollversicherten 50 bis 70 Prozent der Leistungen unmittelbar vom Staat und nicht von der PKV erstattet bekommt – Stichwort Beihilfe –, kann so bedeutend für die Stabilität des Gesundheitswesens nicht sein." (fst)

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