MSD-Gesundheitspreis

Innovative HPV-Vorsorge in Wolfsburg ausgezeichnet

Den MSD-Gesundheitspreis erhält ein Screening, mit dem Krebsvorstufen besser erkannt, Überversorgung aber vermieden wird.

Veröffentlicht:

WOLFSBURG. Die Frauenklinik des Klinikums Wolfsburg hat für ihre HPV-Vorsorge den mit insgesamt 110.000 Euro dotierten MSD-Gesundheitspreis erhalten. Patientinnen, die bei den teilnehmenden Kassen versichert sind, können sich bei ihrem Gynäkologen in das "Wolphscreen" genannte Projekt einschreiben. Dann wird zusätzlich zu den normalen gynäkologischen Untersuchungen ein HPV-Abstrich genommen. Im Klinikum wird die Probe auf HPV untersucht. Besteht ein hohes Risiko, wird die Patientin in die Dysplasie-Sprechstunde des Klinikums einbestellt, dort wird eine Untersuchung auf Krebsvorstufen vorgenommen.

Je nach Ergebnis wird die Patientin operiert, oder das Risiko ist gering und die Sache wird durch die Praxis der niedergelassenen Gynäkologin weiter beobachtet. "Am Ende bekommt niemand Krebs und das ist genau das, was wir bei uns im Projekt sehen: Dass Gebärmutterhalskrebs im Verlauf des Projektes signifikant seltener geworden ist", sagt Professor Karl-Ulrich Petry, Chefarzt der Wolfsburger Frauenklinik. "Bei Frauen, die jetzt in der zweiten oder der dritten Runde sind, gibt es quasi keine Gebärmutterhalskrebse mehr."

Partner in dem Projekt sind die Barmer, Audi BKK sowie alle Gynäkologen in Wolfsburg und 15 Praxen in Gifhorn, Helmstedt, Braunschweig und das Klinikum Wolfsburg. Teilnehmen können Versicherte im Raum Wolfsburg ab 30 Jahren. Im Vorsorgeprojekt wurden vom 1. Februar 2006 bis Ende 2016 knapp 27.000 Frauen eingeschlossen. Dabei lag die Teilnahmerate mit mehr als 87 Prozent in fünf Jahren überdurchschnittlich hoch, die Patientinnenpfade wurden zu mehr als 90 Prozent eingehalten.

"Insgesamt wurden 31 Karzinome und 243 CIN3, also obligate Krebsvorstufen mit einer Progressionswahrscheinlichkeit von 34 bis 51 Prozent, diagnostiziert, entsprechend 274 CIN3+, signifikant mehr in der ersten Screeningrunde", schreibt Petry auf Anfrage."Das Helmholtz-Institut hat unsere Daten analysiert und kommt zu dem Schluss, dass wir durch das geänderte Screening Vorstufen und Karzinome besser entdecken und das nachfolgende Risiko signifikant geringer ist", erläutert Petry auf Anfrage. Dennoch würden alle europäischen Qualitätsparameter zur Vermeidung von Überdiagnostik und Fehlbehandlungen erfüllt, hieß es. "Wolphscreen" konnte Verbesserungen der Abklärung aufzeigen und kann als einziges Pilotprojekt Daten aus der Versorgungsrealität für das geplante nationale Vorsorgeprogramm liefern, hieß es in der Bewerbung für den Preis.

Den zweiten Preis erhielt die pädiatrische Onkologie des Uni-Klinikums Leipzig für ein spezielles Sport- und Bewegungsprogramm. Der dritte Preis ging an das Zentrum für Sexuelle Gesundheit und Medizin für ihr Projekt "Hand in Hand für die Sexuelle Gesundheit". Dem Kölner Verein "Mobile Retter" wurde ein Sonderpreis für ihr elektronisches Alarm-Konzept bei Herz-Kreislauf-Stillstand zuerkannt.

Ebenfalls einen Sonderpreis erhielt die Uni Greifswald für ihre telemedizinische Versorgung von Psychiatrie-Patienten. Das Forschungsinstitut an der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM) schließlich erhielt einen Sonderpreis für ihr Schulungs- und Behandlungskonzept für Diabetes-Patienten.(cben)

Mehr zum Thema

Familiencoach Kinderängste der AOK

Neues Online-Selbsthilfeprogramm soll bei Ängsten entlasten

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“