Berlin-Brandenburg
Leiharbeiter sind häufiger psychisch krank
Der Krankenstand von Leiharbeitern ist höher als der anderer Beschäftigter. Die Barmer fordert Konsequenzen.
Veröffentlicht:BERLIN.Arbeitsplatzunsicherheit macht krank. Das führt der neue Gesundheitsreport der Barmer für Berlin/Brandenburg vor Augen. Demnach waren in Berlin 2015 mehr Versicherte wegen psychischer Belastungen krankgeschrieben (drei Prozent) als wegen einer Bronchitis (2,6 Prozent). "Wenn in den Betrieben mit psychischen Erkrankungen genauso selbstverständlich umgegangen würde, wie mit somatischen Erkrankungen, wäre für den Betroffenen schon einiges erreicht", sagt Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der Barmer Berlin/Brandenburg.
Die Datenauswertung für Berlin zeigt, dass 2015 der Krankenstand wegen psychischer Erkrankungen bei Arbeitnehmern in Leiharbeit und in befristeten Beschäftigungsverhältnissen um rund 30 Prozent höher war als bei unbefristet Beschäftigten. Psychische Erkrankungen verursachten demnach bei Leiharbeitern 60 Prozent mehr Krankenhaustage als bei Kollegen der Stammbelegschaft. Bei befristet Beschäftigten war zudem das Verordnungsvolumen von Psychopharmaka um 20 Prozent höher als bei unbefristet Beschäftigten.
Der Gesundheitsreport lasse erkennen, "dass gesellschaftliche Faktoren, wie zum Beispiel Arbeitsplatzunsicherheit, die Gesundheit der Menschen massiv beeinflussen", so Leyh. Sie forderte: "Es ist an der Zeit, dass Arbeitgeber Aspekte der seelischen Gesundheit stärker in ihr Betriebliches Gesundheitsmanagement aufnehmen."
Für gesündere Arbeitsplätze im Gesundheitswesen der Hauptstadt sieht die Barmer-Regionalchefin aber auch die Politik in der Pflicht. Sie könnte einen Beitrag zu weniger befristeten Stellen im Berliner Gesundheitswesen leisten, so Leyh. Sie kritisierte in diesem Zusammenhang die Pläne der Landesregierung für den Berliner Doppelhaushalt für 2018/2019, der noch vor Weihnachten im Abgeordnetenhaus beschlossen werden soll. Die Investitionsfinanzierung für die Krankenhäuser bleibt dabei weiter unter dem Bundesdurchschnitt (wir berichteten). "Würde das Land Berlin seiner Verpflichtung nachkommen, den Berliner Krankenhäusern die Investitionskosten zu finanzieren, müssen diese nicht auf dem Rücken der Belegschaft und der Patienten diesen Teil der fixen Kosten sparen."(ami)