GKV-Chefin Pfeiffer

Flüchtlinge stabilisieren Finanzen der GKV

Die starke Zuwanderung von jungen Flüchtlingen entlastet die Gesetzliche Krankenversicherung. Die GKV-Vorsitzende Doris Pfeiffer bezeichnet dies als "ein erstaunliches Phänomen" – allerdings nicht auf Dauer.

Von Anne Zegelman Veröffentlicht:
Immigranten kommen mit dem Boot an: Laut GKV-Präsidentin waren 60 Prozent der Geflüchteten,die 2016 nach Deutschland kamen, Männer.

Immigranten kommen mit dem Boot an: Laut GKV-Präsidentin waren 60 Prozent der Geflüchteten,die 2016 nach Deutschland kamen, Männer.

© Giovanni Cancemi / stock.adobe.com

BERLIN. Die Zuwanderung von EU-Bürgern und Flüchtlingen wirkt sich positiv auf die finanzielle Stabilität der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) aus. Die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Doris Pfeiffer, sagt: "Das ist ein erstaunliches Phänomen, mit dem noch vor einigen Jahren wohl niemand gerechnet hätte."

Grund für die Entlastung ist der niedrigere Altersdurchschnitt der Zuwanderer. "Da die zugewanderten Neumitglieder jünger sind als der Durchschnitt aller gesetzlich Versicherten und darüber hinaus auch noch weniger Leistungen in Anspruch nehmen als die gleichaltrigen bisherigen Versicherten, führen sie zu einem doppelten Entlastungseffekt", berichtet Pfeiffer. Die Neuankömmlinge stabilisierten die Finanzen und stoppten – zumindest vorübergehend – die Alterung der GKV.

Ein Blick in Zahlen des GKVSpitzenverbandes, die Pfeiffer bereits im vergangenen Juli präsentierte (die "Ärzte Zeitung" berichtete), untermauert dies. Denn daraus geht hervor, dass 2016 vor allem junge Menschen zwischen 20 und 30 Jahren neu in die gesetzliche Krankenversicherung gekommen sind – und vorwiegend Männer.

Das Zahlenwerk belegt, dass zwischen 2013 und 2016 der Anteil der Männer unter den Zuwanderern von 56,2 Prozent auf 60,6 Prozent gestiegen ist, während der Anteil der Frauen von 43,8 auf 39,4 Prozent zurückging. Diese Neumitglieder sind insgesamt jünger als der Durchschnitt der GKV-Versicherten und damit insgesamt "günstiger" für die Gesetzlichen Kassen: Während 2015 die größte Gruppe der gesetzlich versicherten Männer zwischen 50 und 55 Jahre alt war, waren die meisten männlichen Zuwanderer in diesem Zeitraum 30 Jahre alt. Die meisten Frauen in der GKV waren 2015 zwischen 50 und 55 Jahre alt, die meisten weiblichen Neumitglieder hingegen zwischen 25 und 30. Der Altersdurchschnitt der Ankommenden hat sich zwischen 2013 und 2016 nicht verändert.Während ein 30-jähriger, männlicher GKV-Versicherter seine Kasse im Schnitt pro Tag 2,50 Euro kostet, liegen die Tagesausgaben für einen Neuankömmling bei weniger als 1,50 Euro. Mit 40 liegt das männliche Durchschnitts-GKV-Mitglied bei etwa 3,80 Euro, der Neuankömmling bei etwa 1,90 Euro. Bei 60-jährigen GKV-Mitgliedern belaufen die Durchschnittskosten sich pro Tag auf zehn Euro, beim gleichaltrigen Neuankömmling auf acht Euro. Bei den Frauen sind die Unterschiede ähnlich groß.

Der positive Effekt für die GKV dürfte aber nur wenige Jahre anhalten. Dann werde aus einem zugewanderten Mitglied ein durchschnittliches Mitglied, was das Verhältnis von Kosten und Beitragseinnahmen betreffe. "Wer auch immer die nächste Regierung stellen wird, muss die gute finanzielle Situation nutzen, um die Weichen für die Zukunft zu stellen", mahnt Pfeiffer.

Überkapazitäten bei den Kliniken, häufig überteuerte Medikamentenpreise im ersten Jahr ihrer Markteinführung und grundlegender Reformbedarf in der Notfallversorgung seien Stichwörter. (mit dpa)

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