Hintergrund

Mit Augen-Operation Ziel und Gegner besser im Blick?

Immer mehr Spitzensportler lassen sich die Augen lasern, um sich einen Vorteil zu verschaffen.

Von Pete Smith Veröffentlicht:

Der Biathlet Michael Greis hat's getan, der Golfer Tino Schuster und der Beachvolleyballspieler Christoph Dieckmann: das Lasern der Augen. Im Gegensatz zum Doping ist das nicht verboten - Athleten, die sich für einen solchen Eingriff entscheiden, sollten sich jedoch der Risiken bewusst sein.

Das Verfahren heißt Lasik (Laser in situ keratomileusis) und ist die derzeit wohl populärste Methode der refraktiven Chirurgie. Es ist eine Kombination aus einer speziellen Schnitttechnik, der "Keratomileusis", und einer Behandlung mit einem Excimerlaser. Ein Vorteil für den Patienten: Die Op ist weitgehend schmerzfrei, da sie unter der schmerzempfindlichen Hornhautoberfläche vorgenommen wird und das Epithel nicht erst nachwachsen muss.

Profigolfer begleicht Honorar für Op mit Werbung

Dr. Matthias Maus, Inhaber des Augenzentrums Maus in Köln, berichtet, er habe seit 1995 mehr als 15 000 Eingriffe vorgenommen. Zu seinen Patienten zählt unter anderen auch der Profigolfer Tino Schuster.

Vor der Operation lag dessen Sehschärfe bei minus 1,5 und minus 1 Dioptrie. Er hatte vor allem Schwierigkeiten, in der Ferne zu sehen. Bereits einen Tag nach dem Eingriff hatte sich Schusters Visus verdoppelt. "Ich bin begeistert", schwärmt er auf der Homepage des Augenzentrums. "Ich sehe wieder fabelhaft, und das nach nur drei Stunden Aufenthalt im Augenzentrum."

Für eine Lasik-Operation an beiden Augen berechnet Maus eigenen Angaben zufolge 4500 Euro. Tino Schuster musste laut "Spiegel-Online" kein Geld für den Eingriff bezahlen, er macht stattdessen Werbung fürs Augenzentrum. Mit seiner Motivation für den Eingriff hält der Profigolfer nicht hinter dem Berg: "Das Niveau im Spitzengolf wird immer besser. Da versucht man, jeden Vorteil mitzunehmen."

Entscheidende Vorteile an Strand und Schießstand

Auch Ski-Langläufer Tobias Angerer, mehrfacher Medaillengewinner bei Olympischen Spielen, und Biathlet Michael Greis, dreifacher Olympiasieger und Weltmeister, sind Aushängeschilder des Kölner Augenarztes. Greis ließ seine Hornhautverkrümmung korrigieren. Von den Resultaten der Op zeigte er sich begeistert: "Es ist das totale Aha-Erlebnis." Ohne seine Kontaktlinsen sei er am Schießstand nun viel entspannter.

Einen Wettbewerbsvorteil erkennt auch Beachvolleyballer Christoph Dieckmann. Der Nationalspieler hat sich vor anderthalb Jahren einer Lasik-Operation unterzogen. "Es ist eine sehr große Erleichterung, dass ich keine Kontaktlinsen mehr tragen muss", so Dieckmann. "Abgesehen davon, dass es nervt, vor jedem Training und Spiel die Linsen rein- und rauszunehmen, habe ich nun keine Probleme mehr mit trockenen Augen, Regentropfen und Sandkörnern auf der Linse. Inzwischen glaube ich sogar, dass sich meine Annahmeleistung dadurch verbessert hat." Wenn sogar ein Nationalspieler von der Operation profitiere, folgert das Online-Informationsmedium Beach-Volleyball.de, "ist eine Op sicher auch für den herkömmlichen Beach-Volleyballer eine Option".

Die möglichen Gefahren treten bei so viel Schwärmerei in den Hintergrund. Zu jenen zählen neben den herkömmlichen Risiken (Infektion, Störung der Wundheilung) etwa tränende Augen, die Eintrübung des Blicks und Einschränkungen beim Dämmerungs- sowie Nachtsehen durch reduzierte Kontrastsensitivität, Glanzeffekte (Glare) und Lichthöfe (Halogene). Zudem sind Nachoperationen zur Korrektur möglich.

Aber was zählen Risiken im Vergleich zum Wettkampfvorteil? Längst hat die Lasik weitere Sportarten erreicht. Außer Golfern, Biathleten und Beachvolleyballern legen sich auch Judoka, Kanuten, Radfahrer, Tennisspieler, Bobfahrer, Segler und Fußballspieler auf die Op-Liege. Nachwuchsgolfer Christian Reimbold, selbst Laser-Patient, bringt's auf den Punkt: "Warum sich so viele Golfer lasern lassen? Um zu gewinnen."

Lasik-Operation

Die Lasik-Behandlung zur Korrektur von Kurz-, Weit- und Stabsichtigkeit wird seit Mitte der 1990er Jahre angewendet, wie Dr. Matthias Maus, Inhaber des Augenzentrums Maus in Köln, ausführt. Die Zahl der Op schätzt der Ophthalmologe auf über 30 Millionen weltweit.

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