Epidemien

WHO präsentiert globale Ethik-Richtlinie

Eine neue Richtlinie soll aufzeigen, wie im Falle einer Epidemie ethisch korrekt zu verfahren ist. Das WHO-Werk ist Folge der Ebola-Krise.

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BERLIN. Globale Epidemien stellen auch die Medizinethik vor große Herausforderungen.

"Entscheidungen müssen während eines Ausbruchs schnell getätigt werden - oft noch im Kontext wissenschaftlicher Ungenauigkeiten und einer allgemeinen Atmosphäre von Angst und Misstrauen", sagte Dr. Aissatou Touré während des 11. Global Summit der Ethikräte der Welt in Berlin.

Die WHO präsentierte dort eine neue globale ethische Richtlinie im Umgang mit Epidemien.

Die Ethik-Abteilung der Weltgesundheitsorganisation hat diese seit August 2014 als Folge des Ebola-Ausbruchs erarbeitet. Die grenzübergreifende Zusammenarbeit, heißt es in dem Entwurf, der der "Ärzte Zeitung" vorliegt, müsse auch die systematische Überwachung von Gesundheitsdaten und deren Austausch beinhalten. "Beides kann helfen, einen Ausbruch unter Kontrolle zu bekommen und neue zu verhindern."

Bundespräsident Joachim Gauck forderte bei der Eröffnung der Tagung am Donnerstag eine stärkere Investition in die Gesundheitsversorgung in Entwicklungsländern.

Grenzübergreifende Zusammenarbeit immens wichtig

Jüngste Epidemien wie Ebola oder Zika hätten gezeigt, wie wichtig im Kampf gegen Epidemien grenzübergreifende Zusammenarbeit ist.

Der grenzübergreifende Austausch könne jedoch von unterschiedlich strikten Datenschutzgesetzen sowie unterschiedlich starken personellen Ressourcen erschwert werden, gab Touré zu bedenken.

Wichtig sei, dass Daten transparent gesammelt werden und der einzelne Patient die Möglichkeit bekomme zu wissen, welche Daten konkret gesammelt werden.

Er appellierte an die Rolle der nationalen Regierungen. Sie müssten sich stärker in der globalen Überwachung engagieren und finanzielle sowie personelle Ressourcen zur Verfügung stehen, besagt die Richtlinie. Der Patientenwillen müsse darüber hinaus akzeptiert werden, auch wenn dies etwa bedeute, eine Therapie abzulehnen.

"Der Wille des Patienten darf nur in seltenen Ausnahmefällen übergangen werden, etwa wenn die Gefährdung der öffentlichen Gesundheit eine Intervention vorschreibt", heißt es.

Dabei muss laut Richtlinie jedoch das Augenmerk darauf gelegt werden, wie sozial schwächer gestellte Personengruppen geschützt werden können. Dies sei vor allem in armen Ländern wie zuletzt beim Ausbruch von Ebola zu bedenken.

Die Rolle verletzlicher Personengruppen hat auch Dr. Christiane Woopen, Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, während der zweitägigen Tagung in Berlin betont. "Es muss ein globaler Konsens darüber bestehen, dass sie in keinem Fall ausgebeutet werden dürfen", sagte sie mit einem Verweis auf klinische Studien.

Trotz verschiedener nationaler Richtlinien müsse in solch fundamentalen ethischen Fragen universelle Einigkeit herrschen. (jk)

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