Kommentar
Zeit für eine Versachlichung
Kann ein Staat seine Bürger zu Impfungen verpflichten, zum Beispiel gegen Masern? Er kann, das zeigen viele Länder in Europa, in denen es eine nationale Impfpflicht gibt. In Deutschland dagegen gibt es bekanntlich nur Impfempfehlungen. Doch sollte er auch? Zum Beispiel, um endlich ausreichende Impfquoten zu erreichen, die eine Ausbreitung dieser Krankheiten, etwa die immer wieder um sich greifenden Masern, zu unterbinden? Gerade in Deutschland wird die Debatte ums Impfen hoch emotional geführt.
Dass der Deutsche Ethikrat sich jetzt der Impfpflicht annimmt, ist daher richtig und wichtig. Der Rat könnte dazu beitragen, die Diskussion zu versachlichen und wissenschaftlicher Evidenz besser Gehör zu verschaffen – unabhängig davon, wie die Empfehlung des Gremiums nachher ausfällt. Denn obwohl die Wirksamkeit von Impfungen als Präventionsmaßnahme längst bewiesen ist, ist der Einfluss von Impfgegnern auf die Meinungsbildung nach wie vor immens.
Nun greifen erste Kitas zur Selbsthilfe, indem sie Kinder nur aufnehmen, wenn Eltern die vorgesehenen Schutzimpfungen nachweisen. Eine Impfpflicht im Kleinen sozusagen. Ein möglicher Weg, allemal besser, als gleich die nationale Keule zu schwingen ...
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