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Ärzte kritisieren „Kommerz-Baby-Watching“

Nur niedlich ist medizinisch nicht genug: Ultraschallmediziner kritisieren kommerzielles „Baby-TV“.

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Ultraschall-Untersuchungen in der Schwangerschaft können sehr sinnvoll sein – Baby-TV eher nicht.

Ultraschall-Untersuchungen in der Schwangerschaft können sehr sinnvoll sein – Baby-TV eher nicht.

© luna / Fotolia

BERLIN „Baby-Watching“ per 3D-Ultraschall im Mutterbauch zum Vergnügen werdender Eltern, ihrer Verwandten und Freunde ist medizinischer Unsinn. Darauf haben Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) am Mittwoch in Berlin verwiesen.

„Dabei wird meist ein 3D- oder 4D-Ultraschall eingesetzt, um das Gesicht, Hände, Füße und gegebenenfalls das Geschlecht des Ungeborenen zu zeigen“, sagte DEGUM-Vizepräsident Dr. Kai-Sven Heling . Ein medizinischer Hintergrund für das „Baby-Fernsehen“ bestehe nicht.

"Oft wenig qualifizierte Anbieter"

Die DEGUM-Vertreter richteten schwere Vorwürfe gegen „oft wenig qualifizierte Anbieter“ von „Baby-TV“. Es bestehe die Gefahr, dass Fehlbildungen oder sonstige Probleme nicht rechtzeitig erkannt würden.

Mit Inkrafttreten der neuen Strahlenschutzverordnung ab Ende 2020 sollen die „Baby-Watching“-Praktiken mit kommerziellem Hintergrund deshalb verboten werden. Diese Verordnung wird von den Ultraschall-Ärzten begrüßt.

Eine allgemeine Kritik an Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft dürfe sich daran allerdings nicht entzünden. „Es gibt keinerlei Erkenntnisse, die einen ultraschallbedingten Schaden am Fötus nachweisen“, sagte Heling. Die ultraschallbasierte Feindiagnostik des Fötus sollte Kassenleistung werden.

Wann ist der Ultraschall sinnvoll?

Über die nichtinvasive Pränataldiagnostik zur Detektion von Trisomien hat der Bundestag vor wenigen Tagen fraktionsoffen diskutiert. Derzeit berät der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) darüber, ob die Tests am Blut der Mutter Kassenleistung werden sollen. Von Ärzteseite wird gefordert, diese Tests verpflichtend mit einer Ultraschalluntersuchung der Nackenfalte des Fötus zu verbinden.

Die Bilder können Hinweise auf das Vorhandensein einer Trisomie 21 liefern – und mehr. „Mehr als die Hälfte relevanter fetaler Fehlbildungen kann dabei frühzeitig erkannt werden“, sagte DEGUM-Vorstand Professor Peter Kozlowski am Mittwoch in Berlin. Das Ersttrimester-Screening sei in allen mütterlichen Altersgruppen, also nicht nur bei einem Alter jenseits von 35, sinnvoll, weil es nicht auf die Erkennung der Trisomien 13, 18 und 21 fokussiert sei, so Kozlowski. (af)

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