U-Vorsorgen

Erinnerungsschreiben macht Eltern Beine

Der Öffentliche Gesundheitsdienst in Mecklenburg-Vorpommern hat mit einem Erinnerungssystem Erfolge erzielt: Bei der Teilnahmerate an U-Vorsorgen weist der Nordosten bundesweit Höchstwerte auf.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Erinnerungssystem bei U-Untersuchungen lässt die Teilnahmeraten steigen.

Erinnerungssystem bei U-Untersuchungen lässt die Teilnahmeraten steigen.

© Tack/imago

SCHWERIN. Zentral gesteuerte Erinnerungssysteme können die Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen für Kinder deutlich verbessern.

Dies zeigen die fünfjährigen Erfahrungen in Mecklenburg-Vorpommern. Dort konnten im vergangenen Jahr über ein Erinnerungsschreiben rund 18.600 Eltern zu einer Vorsorgeuntersuchung ihrer Kinder bewegt werden.

Ein weiterer positiver Effekt: auch die Impfrate wird damit gesteigert. Der Nordosten ist bei den Schulanfängern nun bundesweiter Spitzenreiter bei den Impfungen.

Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsministerin Manuela Schwesig (SPD) findet die Ergebnisse so überzeugend, dass sie eine Gesetzesänderung auf den Weg bringen will, um die bis Ende September bestehende Befristung für das Erinnerungssystem aufheben zu lassen.

"Die Zahlen belegen, dass das Erinnerungssystem funktioniert. Das dient sowohl der Gesundheitsvorsorge als auch dem Kinderschutz", sagte Schwesig.

Im Vergleich zu 2007, dem letzten Jahr vor Einführung des Erinnerungssystems, ist 2012 die Teilnahmerate an jeder Untersuchung zwischen U3 und U9 gestiegen. Bei der U3 etwa von 95,5 auf 99,2 Prozent, bei der U9 von 81,3 auf 89,1 Prozent.

Im Jahr 2012 kamen im Nordosten insgesamt 101.092 Kinder für eine der Vorsorgeuntersuchungen in Frage. Ohne Erinnerungsschreiben kamen 77.658 Kinder, so dass über 23.000 Erinnerungsschreiben durch das Landesamt verschickt wurden.

Dies reichte, um 18.562 weitere Eltern dazu zu motivieren, mit ihren Kindern zum Arzt zu gehen. Damit kamen mehr als 96.000 Kinder zur Vorsorge. Über die restlichen 4851 Eltern informierte das Gesundheitsamt das Jugendamt.

Ohne Mitwirkung der Ärzte funktioniert's nicht

Auch die Ursachen für die unterlassenen Untersuchungen wurden erhoben. Neben Vergessen gaben die Eltern unter anderem Terminschwierigkeiten an oder dass die Untersuchungen außerhalb Mecklenburg-Vorpommerns stattgefunden hätten.

In manchen Fällen wurde das Gesundheitsamt aktiv. So führte das Rostocker Gesundheitsamt von den 548 Fällen, die es zu klären hatte, 163 per Hausbesuch durch. 56 Mal wurde anschließend das Jugendamt informiert.

Ohne die Mitwirkung der Ärzte und Krankenhäuser funktioniert das System nicht. Für sie besteht eine Meldepflicht, einmal wöchentlich übermitteln sie an eine Servicestelle des Amtes, welche Kinder untersucht wurden. Dort wird geprüft, ob und welche weiteren Maßnahmen erforderlich sind.

Auch auf die Impfraten hat sich das System positiv ausgewirkt. Außer bei Pneumokokken ist die Durchimpfungsrate bei Schulanfängern im Nordosten inzwischen bundesweit am höchsten. Die Rate bei der zweiten Impfung gegen Mumps, Masern und Röteln stieg seit 2007 von 94 auf 96 Prozent.

Nun soll das System weiterentwickelt werden. In einer Pilotaktion wurde rund 3700 Eltern von Jugendlichen in einigen Regionen ein Informationsschreiben über die Vorteile der J1-Untersuchung geschickt.

Grund: Hier war die Teilnahmerate 2010 auf 37 Prozent abgesackt. 2012 kletterte die Rate schon auf 46 Prozent. Geplant ist deshalb, das Erinnerungssystem auf die J1 auszudehnen.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Sinnvolle Amtshilfe

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