Organspende - das heißt: ein zweites Leben schenken

Nur jeder sechste Bundesbürger hat einen Organspendeausweis. Er ist wichtige Voraussetzung dafür, dass Spenderorgane gewonnen werden können.

Von Pete Smith Veröffentlicht:

"Organspende ist viel zu wichtig, um sie einfach zu ignorieren", erklärt Eva Schiendzielorz und hält ihren Organspendeausweis in die Kamera. "Ich verdanke mein zweites Leben einer Organspende", erzählt Klaus Raabe und bittet: "Schenken auch Sie Zukunft!"

Beide sind "Botschafter fürs Leben". So lautet das Motto einer Aktion, die die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) zum Tag für Organspende am 6. Juni ins Leben gerufen hat. Über das Internetportal www.fuers-leben.desollen an diesem Tag und darüber hinaus möglichst viele Bundesbürger mit ihrem Bild und einem Statement für Organspenden werben und auf diese Weise ihre Solidarität mit jenen 12 000 Patienten ausdrücken, die derzeit auf der Warteliste stehen und dringend ein neues Herz, eine neue Leber oder Niere benötigen.

Die Initiatoren der Aktion wollen vor allem das Wir-Gefühl stärken und zeigen, dass es in Deutschland immer mehr Bürger gibt, die sich aktiv für Organspenden einsetzen. Leute wie Wibke Walter. Die junge Frau findet es "unheimlich wichtig, die Menschen über das Thema aufzuklären, weil sich viele Menschen damit bisher noch nicht befasst haben", wie sie auf der "Fürs Leben"-Seite schreibt. "Organspende kann Leben retten - deshalb habe ich einen Organspendeausweis ausgefüllt."

Häufiges Schicksal: Der Tod auf der Warteliste.

Auch Prominente wie die Ärztin und Fernsehmoderatorin Dr. Susanne Holst unterstützen die DSO und werben für Organspenden. "Ich bin spät Mutter geworden und wünsche mir von Herzen, meine Kinder noch lange begleiten zu können", so Holst. "Sollte dies bei Krankheit nur mit einer Organspende möglich sein, ich wäre mehr als dankbar für eine echte zweite Chance. Andererseits beruhigt mich auch dieser Gedanke: Ist der Moment gekommen, Abschied von dieser Welt nehmen zu müssen, können möglicherweise andere durch meine Organspende eine lebenswerte Zukunft erhalten."

Alexandra Meyer-Holtkamp hat dank einer Lebertransplantation eine lebenswerte Zukunft vor sich. Die junge Frau litt an Morbus Wilson, einer seltenen Erbkrankheit, die dazu führt, dass der Körper nur vermindert Kupfer ausscheidet und dieses vermehrt in der Leber speichert. Sie war gerade einmal 16 Jahre alt, als sich ihr Zustand dramatisch verschlechterte. Doch sie hatte Glück. Innerhalb von 24 Stunden war ein passendes Organ gefunden. Die Transplantation verlief erfolgreich. Mit ihrer neuen Leber lebt sie inzwischen genauso lang wie zuvor mit dem eigenen Organ - 16 Jahre lang. Heute führt Alexandra Meyer-Holtkamp ein ziemlich normales Dasein. Das neue Organ sieht sie als Geschenk. "Ich bin den Angehörigen des Spenders sehr dankbar für ihre Entscheidung."

Sven Treckmann hatte weniger Glück. Der Familienvater wartete mehr als 18 Monate auf ein neues Herz, das ihm eine zweite Chance hätte gewähren können. Vergeblich. Im Januar 2008 starb Treckmann, nicht ohne der Nachwelt seinen Letzten Willen zu hinterlassen: "Es wäre so schön, wenn sich die Menschen ernsthafter mit dem Thema auseinandersetzen und einen Organspendeausweis ausfüllen."

TV-Moderator Peter Hahne, ebenfalls "Botschafter fürs Leben", bringt es auf den Punkt: "Organspende ist ein Akt der Nächstenliebe", schreibt er im DSO-Portal. "Ich kann durch meinen Tod an andere das Geschenk des Lebens weitergeben! Und wer weiß, ob ich nicht zuerst auf ein Spenderorgan angewiesen bin und froh sein kann über jeden, der sich nicht verweigert?!"

Zentrale Veranstaltung in München

Nach einer Repräsentativbefragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) haben derzeit 17 Prozent der Bundesbürger einen Organspendeausweis; 2001 waren es zwölf Prozent. Die Hälfte aller Befragten fühlt sich gut über die Organspende informiert. Viele nutzen das Internet oder Aktionen rund um den "Tag der Organspende" zur Information, der seit 1982 an jedem 1. Samstag im Juni stattfindet. Die zentrale Veranstaltung 2009 ist am Samstag, 6. Juni, in München. Schirmherr ist Bayerns Gesundheitsminister Dr. Markus Söder.

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