UN-Konferenz

Organhandel wird zu globalem Problem

Rund 50 Fälle von Menschenhandel zum Zweck der Organentnahme wurden zwischen 2007 und 2011 der UN gemeldet. Die Dunkelziffer liegt weitaus höher. Eine UN-Expertin spricht von international organisiertem Schwarzhandel, an dem auch Ärzte beteiligt sein sollen.

Veröffentlicht:
Nierenspender gegen Bares in Pakistan: Organhandel ist laut UNODC ein globales Problem.

Nierenspender gegen Bares in Pakistan: Organhandel ist laut UNODC ein globales Problem.

© Olivier Matthys / EPA / dpa

WIEN. Trotz internationaler Ächtung und teilweiser hoher Freiheitsstrafen hat sich der illegale Organhandel zu einem globalen Problem entwickelt.

Zwischen 2007 und 2011 seien dem UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) 50 Fälle von verbotenem Menschenhandel zum Zweck der Organentnahme aus 16 Ländern gemeldet worden, berichtete die UN-Expertin Silke Albert am Rande der UNODC-Jahreskonferenz am Montag in Wien in einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa.

Dies sei wahrscheinlich aber nur die Spitze des Eisbergs, da die meisten Fälle von den nationalen Strafverfolgungsbehörden nicht entdeckt würden. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation werden jährlich mehr als 100.000 Organe - legal oder illegal - gespendet, etwa zwei Drittel davon sind Nieren.

Der Anteil illegal gewonnener Organe liegt nach Schätzungen der Vereinten Nationen bei fünf bis zehn Prozent. Eine "schwarze" Niere kostet bis zu 300.000 Dollar, wovon der Spender - wenn überhaupt - nur einen Bruchteil erhält.

Der Schwarzhandel sei meist international organisiert. Der Spender stamme aus einem Land, der Empfänger aus einem zweiten, und die Transplantation werde schließlich in einem dritten Land durchgeführt. Händler gingen meist gezielt in Armutsviertel von unterentwickelten Ländern, um Spender zu finden.

Diese wissen nach Angaben von Albert meist nicht, worauf sie sich einlassen, müssten Formulare in einer fremden Sprache unterschreiben oder könnten überhaupt nicht lesen.

Meist würden die Betroffenen ins Ausland gebracht, um dort Organe zu explantieren. "Organhandel ist also auch illegaler Menschenhandel", so Albert. Vermutlich seien auch Krankenschwestern und Ärzte in den kriminellen Handel involviert.

Eine wesentliche Ursache der kriminellen Organbeschaffung sei der "eklatante Mangel" an Spenderorganen. Deshalb müssten mehr Menschen zur legalen Organspende ermutigt werden. (eb)

Mehr zum Thema

Trends in der Transplantationsmedizin

Offene Nierenlebendspende in Deutschland ein Auslaufmodell

#NRWEntscheidetSich

Medienkampagne zur Organspende in NRW

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Hämatologe gibt Tipps

Krebspatienten impfen: Das gilt es zu beachten

Lesetipps
Eine pulmonale Beteiligung bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) kann sich mit Stridor, Husten, Dyspnoe und Auswurf manifestieren. Sie zeigt in der Lungenfunktionsprüfung meist ein obstruktives Muster.

© Sebastian Kaulitzki / stock.adobe.com

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Wenn der entzündete Darm auf die Lunge geht

Klinisch ist die Herausforderung bei der IgA-Nephropathie ihr variabler Verlauf. In den meisten Fällen macht sie keine großen Probleme. Bei einem Teil der Patienten verläuft sie chronisch aktiv, und einige wenige erleiden katastrophale Verläufe, die anderen, schweren Glomerulonephritiden nicht nachstehen.

© reineg / stock.adobe.com

Glomerulonephitiden

IgA-Nephropathie: Das Ziel ist die Null