Organspende

Aufklärung zeigt Wirkung

Die Bereitschaft, ein Organ zu spenden, ist seit Jahren rückläufig. Der Aktionstag an diesem Samstag soll zum Nachdenken anregen.

Von Susanne Werner Veröffentlicht:

BERLIN. Wer gut über die Organspende aufgeklärt ist, scheint eher bereit, im Ernstfall selbst seine Organe zu spenden. Darauf weist eine Befragung der Barmer hin, die die Kasse anlässlich des "Tages der Organspende" am Samstag veröffentlicht hat. 68 Prozent der 14 - bis 64-jährigen Versicherten geben darin an, sich intensiv mit dem Thema befasst zu haben und für eine Organspende bereitzustehen. Von denen, die das nicht getan haben, sind dagegen nur fünf Prozent zur Spende bereit. "Die Aufklärung der Krankenkassen zeigt Wirkung", deutet Barmer-Chef Professor Christoph Straub das Ergebnis. Der Vertrauensverlust in das System der Organspende sei jedoch noch nicht bewältigt.

Mehr als 10.000 Schwerkranke warten derzeit auf ein Spenderorgan, in den meisten Fällen auf eine Niere. Der "Tag der Organspende" mit bundesweiten Aktionen soll an ihre Not erinnern. Seit Jahren ist die Zahl der Transplantationen rückläufig. So sank sie von 2007 bis 2015 um 22 Prozent. Während 2011 noch 1200 Menschen Organe spendeten, waren es 2016 bundesweit nur noch 857.

Laut einer aktuellen repräsentativen Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) wird Organ- und Gewebespende aber zunehmend zum Gesprächsthema. Zwei Drittel der Befragten (66 Prozent) haben hierzu bereits mit ihrer Familie oder Freunden gesprochen. Das ist eine Steigerung im Vergleich zur BZgA-Erhebung aus dem Jahr 2014 (61 Prozent). "Der Tag der Organspende ist eine gute Gelegenheit, das Thema in der Öffentlichkeit noch präsenter zu machen", meint BZgA-Leiterin Dr. Heidrun Thaiss.

58 Prozent der Teilnehmer gaben in der BZgA-Umfrage an, eine Entscheidung zum Thema Organspende getroffen und diese Familie oder Freunden mitgeteilt zu haben. Immerhin jeder Dritte (36 Prozent) hielt die Entscheidung im Organspendeausweis fest. Dieser bietet verschiedene Möglichkeiten, seine Entscheidung zu dokumentieren: Neben einem ,Ja‘ oder ,Nein‘ kann die Entnahme auch auf bestimmte Organe beschränkt oder die Entscheidung auf eine Vertrauensperson übertragen werden.

"Es ist wichtig, dass der Wille im Ernstfall bekannt ist", betont Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). Jedes Krankenhaus sei dazu verpflichtet, den Willen des Betroffenen zu beachten. Dieser sei zudem die Grundlage dafür, dass Menschen auf der Warteliste die Chance auf ein neues Leben bekommen. "Das Ausfüllen eines Organspendeausweises und der offene Umgang mit der Organspende in Krankenhäusern müssen selbstverständlich werden", erklärt Gröhe.

"Eine Organspende ist das größte Geschenk, das ein Mensch einem anderen hinterlassen kann", betont Dr. Axel Rahmel, Medizinischer Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO). Mit dem Aktionstag soll auch Spendern und ihren Angehörigen gedankt werden. Das diesjährige Motto lautet "Richtig. Wichtig. Lebenswichtig.". Die Organempfänger sollen sich an ihre Operation erinnern, an die Spender denken und sich die dadurch geschenkten Lebensjahre bewusst machen.

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