Organspende als Unterrichtseinheit

"Wichtig ist, Bewusstsein zu wecken!"

Nicht in allen Bundesländern steht das Thema Organspende auf dem Lehrplan. Stefan Düll vom Deutschen Philologenverband sagt: Immer wieder bringen Schüler es von selbst auf die Agenda.

Von Anne Zegelman Veröffentlicht:
Stefan Düll ist stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Philologenverbandes.

Stefan Düll ist stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Philologenverbandes.

© privat

Stefan Düll: Momentan wird das Thema im Lehrplan behandelt, je nach Möglichkeit mal umfangreicher, mal weniger umfangreich. Neuerdings ist es auch grundsätzlich in den Lehrplänen aller Schularten ab der Grundschule in Bayern vertreten.

Allerdings beziehe ich mich hier auf den neuen LehrplanPLUS, der erst seit dem noch laufenden Schuljahr in der Jahrgangsstufe 5 gültig ist. Das heißt, bis nach diesem Lehrplan alle Jahrgangsstufen unterrichtet werden dauert es noch einige Jahre. Ich gehe davon aus, dass auch die Lehrpläne der anderen Bundesländer das Thema ausdrücklich vorgeben.

Ist es überhaupt möglich, Kindern das doch recht blutige Thema altersgerecht zu vermitteln? Und ab welchem Alter und welcher Stufe ist es sinnvoll?

Düll: Grundsätzlich kann man das Thema auch in "niedrigen" Jahrgangsstufen besprechen, dann aber eben mit dem nötigen Einfühlungsvermögen. Wenn es um Knochenmarkspenden mit entsprechenden öffentlichen Aufrufen geht, wird das Thema selbst in Grundschulen relevant. An Typisierungsaktionen nehmen regelmäßig auch ganze Schulen teil, dann aber nur mit volljährigen Schülerinnen und Schülern.

In welchem Schulfach findet das Thema statt?

Düll: Auf jeden Fall in Biologie, Evangelischer Religion, Katholischer Religion, Ethik, aber auch allen anderen Fächern, je nach Entscheidung der Lehrkraft. Vielfach geben auch Schüler Impulse dafür.

Wie erklären Sie sich, dass der Kenntnisstand der Jugendlichen und jungen Erwachsenen laut eigener Einschätzung geringer als der anderer Altersgruppen ist?

Düll: Vielleicht ist er gar nicht geringer — es kommt ja auch ganz darauf an, wie explizit gefragt wurde. Die Selbsteinschätzung zeigt eventuell nur auf, dass Schüler und Schülerinnen gerne noch mehr wissen wollen, ohne dass sie schlecht informiert sind.

Wie könnte man dem Ihrer Meinung nach begegnen?

Düll: Zum Beispiel, indem man Fragen stellt, um ganz konkret herauszufinden, was die Schüler und Schülerinnen wissen und was nicht — und welche ethisch-persönliche Haltung sie zum Thema einnehmen. Man sollte auch die zuständigen Ministerien bitten, das Thema und seine Relevanz in die Fortbildungen für die Fachbetreuungen und die Seminarlehrkräfte der einschlägigen Fächer zu bringen.

Das erfolgt in Bayern im Zusammenhang mit der Implementierung des neuen Lehrplans nun ohnehin. Viele andere Bundesländer wie zum Beispiel Baden-Württemberg haben in den letzten Jahren ebenfalls neue Lehrpläne eingeführt, auch dort wird es ja Fortbildungen und Handreichungen geben. Gegebenenfalls sollte man auch eine eigene, nicht zu umfangreiche Anleitung für Lehrkräfte erstellen.

Schule kann letztlich nicht alles leisten, was wünschenswert ist. Wichtig ist es aber vor allem, Bewusstsein zu wecken.

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