Im Jahr 2018

Mehr Menschen haben Gewebe gespendet

Mehr Menschen haben im vergangenen Jahr Gewebe gespendet. Das liege auch am Engagement der Krankenhäuser, so ein Experte.

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HANNOVER. 2711 Menschen haben im Jahr 2018 Gewebe gespendet. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einem Plus von 16 Prozent, teilt die Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) mit. Dadurch seien 5544 Transplantate zur Verfügung gestellt worden.

Den Spendern und deren Angehörigen gelte der besondere Dank der Gesellschaft, erklärte Martin Börgel, Geschäftsführer der DGFG, in der Mitteilung. Neben der Zustimmung zur Gewebespende spiele auch das Engagement der Krankenhäuser eine entscheidende Rolle.

„Nicht jedes Krankenhaus verfügt über eine eigene Gewebebank und ist in der Lage, Gewebespenden zu realisieren. Wir freuen uns, dass sich immer mehr Kliniken in der Gewebespende und im Netzwerk der DGFG engagieren“, wird Börgel zitiert. „Denn der Bedarf an humanen Gewebetransplantaten ist nach wie vor hoch.“

Vorort-Präsenz als Schlüssel zum Spendeplus

Den Schlüssel zu der positiven Spendeentwicklung sieht Börgel in der Vorort-Präsenz. Die Koordinatoren unterstützten die Kliniken da, wo es nötig sei, nämlich vor Ort – beim Spenderscreening, dem Angehörigengespräch, der Gewebeentnahme sowie bei gesetzlichen Belangen und behördlichen Auflagen.

Von inzwischen 27 Standorten aus hätten 44 Koordinatoren die Gewebespende an über 90 Krankenhäusern deutschlandweit realisiert. Im offenen Netzwerk der DGFG würden zahlreiche Universitätskliniken, kommunale und konfessionelle Krankenhäuser, aber auch große Klinikverbünde kommunizieren.

Die Zahl der Koordinatoren im Netzwerk der DGFG, die über ihren Standort hinaus weitere regionale Krankenhäuser bei der Spende unterstützen, steige seit Jahren stetig.

Die Spenden in Baden-Württemberg, dem Saarland, Thüringen und Berlin hätten sich so gegenüber dem Vorjahr nahezu verdoppelt, heißt es in der Mitteilung.

Viele Gespräche, hohe Zustimmung

Insgesamt seien 35.992 Meldungen potenzieller Spender an den Spendekrankenhäusern im Netzwerk bei der DGFG eingegangen.

Nach der Prüfung auf medizinische Kontraindikationen seien 7681 Gespräche mit Angehörigen geführt worden, um auf die Möglichkeit der Gewebespende hinzuweisen und bei einer informierten Entscheidung im Sinne der verstorbenen Person zu unterstützen.

Die durchschnittliche Zustimmungsquote zur Gewebespende liege bei rund 38 Prozent. Dies belege deutlich, dass die Gewebespende als gesamtgesellschaftliche Aufgabe wahrgenommen werde – jenseits der gegenwärtigen Diskussion um die Zustimmungslösung im Bereich der Organspende. Es gebe eine große Zustimmung in der Bevölkerung, so die Gesellschaft.

Kornea: Neue Op-Verfahren greifen, innovative Transplantate sind gefragt

3661 Korneatransplantate von der DGFG erreichten Patienten im Jahr 2018. Im Durchschnitt würden jährlich rund 6000 Korneatransplantationen in Deutschland durchgeführt.

„Mehr als jede zweite Hornhaut kommt von der DGFG. Wir können mittlerweile bei der Hornhauttransplantation die meisten Anfragen innerhalb weniger Wochen erfüllen“, so Börgel in der Mitteilung.

Unter den vermittelten Korneae seien 347 Hornhautlamellen (LaMEK) für eine besonders schonende Transplantationstechnik gewesen. Bei solchen Operationen, sogenannten DMEK (Descemet Membrane Endothelial Keratoplasty), müsse nur eine dünne Schicht der Hornhaut ersetzt werden. Bei dieser Op-Technik erhole sich die Sehfähigkeit der Patienten deutlich schneller und das Infektionsrisiko sinke.

Kardio-vaskuläre Gewebe: Neues Spendeprogramm zeigt Erfolge

Die DGFG habe 2018 insgesamt 173 Herzklappen und 75 Gefäße zur Transplantation vermittelt. Doch auch bei einem Spendeplus von 33 Prozent in diesem Bereich sei der Bedarf dieser Gewebe in der Transplantationsmedizin nach wie vor sehr hoch. Herzklappen und Blutgefäße hätten bisher aus der Organspende gestammt.

Die Gesellschaft habe im Jahr 2017 ein Programm zur Spende kardiovaskulärer Gewebe (KVG) von Herz-Kreislauf-Verstorbenen initiiert. Damit sei es möglich, dass alle Verstorbene und nicht nur Organspender diese Gewebe spenden können. Herzklappen und Blutgefäße könnten noch bis zu 36 Stunden nach Todeseintritt entnommen werden. Insgesamt zehn KVG-Spenden von Herz-Kreislauf-Verstorbenen seien 2018 realisiert worden, 2017 waren es sechs solcher Spenden.

Gewebespenden von Organspendern gestiegen

306 Organspender seien im vergangenen Jahr Gewebespender gewesen, 73 mehr als im Vorjahr. „Wir freuen uns über die stete und gute Zusammenarbeit mit der Deutschen Stiftung Organtransplantation an dieser Schnittstelle von der Organ- zur Gewebespende“, betont Börgel in der Mitteilung. „Wir blicken auch gespannt auf die Wirkung der neuen Gesetzgebung zur Organspende.“

Gewebe, die nach dem Tod gespendet werden können, sind neben Augenhornhäuten, Herzklappen und Blutgefäßen auch Knochen, Sehnen, Bänder und Haut.

Aus der Lebend-Gewebespende komme die Amnionmembran, die vor allem in der Ophthalmologie zur Behandlung von Erkrankungen der Augenoberfläche verwendet werde, sowie in der gynäkologischen Chirurgie, Mund-Kiefer-Chirurgie sowie als temporären Hautersatz bei thermischen Verletzungen und Wundheilungsstörungen.

Die Amnionmembran ist Teil der Plazenta und kann von einer Mutter nach einer Kaiserschnittgeburt gespendet werden. Sie verfügt über hervorragende, wundheilungsfördernde Eigenschaften. Die Zahl der Spenden sei 2018 nahezu verdoppelt worden. 1635 Einzelpräparate seien aus diesen Spenden zur Transplantation vermittelt worden. (eb)

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