Pflegekonzern kritisiert "unvollendete" Reform

BERLIN (hom). Die Umsetzung der zum 1. Juli 2008 in Kraft getretenen Pflegereform kommt nach Ansicht des privaten Heimbetreibers Marseille Kliniken AG nur schleppend in Gang. Vor allem die angekündigte "Transparenzoffensive" für die rund 11 000 Pflegeheime habe bislang nicht stattgefunden.

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"Viele stationäre Einrichtungen sind nach wie vor ungeprüft, damit gibt es auch keine Transparenz für Betroffene und Angehörige", sagte Marseille-Vorstandsvorsitzender Axel Hölzer anlässlich der Vorstellung des zweiten Qualitätsberichts des Konzerns am Donnerstag in Berlin. Das von Pflegekassen, Anbietern und Sozialhilfeträgern entwickelte Schulnotensystem für Heime und Pflegedienste werde "erst ein Jahr nach dem Gesetz" realisiert. Auch die versprochenen Pflegestützpunkte zur Beratung und weiteren Schaffung von Transparenz seien bislang "Mangelware".

Mit Veröffentlichung ihres zweiten Qualitätsberichtes führe der Marseille-Konzern, der bundesweit rund 60 Heime betreibt, seine Strategie des "gläsernen Pflegeheims" weiter, betonte Hölzer. Er warb in diesem Zusammenhang für "eine nationale Offensive für mehr Pflegequalität". Alle Pflegeheime und ambulanten Pflegedienste müssten ihre Qualität regelmäßig intern überprüfen und entsprechende Ergebnisse laienverständlich veröffentlichen.

Prüfung des MDK ist nur Punktbetrachtung.

Die Kontrollen des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) reichten nicht aus, um verlässliche Aussagen über Pflegequalität treffen zu können. "Die MDK-Prüfung ist eine Punktbetrachtung einiger weniger Bewohner", sagte der Pflegemanager. Eine Verfahrensbetrachtung findet nicht statt.

Nach dem Willen des Gesetzgebers sollen bis Ende 2010 alle Pflegeheime in Deutschland vom MDK begutachtet und bewertet werden. Unter die Lupe genommen werden sollen die Bereiche Pflege und medizinische Versorgung, Umgang mit an Demenz erkrankten Bewohnern, Soziale Betreuung sowie Wohnen, Verpflegung, Hauswirtschaft und Hygiene.

AWO-Vorstandsvorsitzender Rainer Brückers lobte unterdessen das Schulnotensystem für die Pflege. "Alle Versuche, die Transparenzvereinbarung schlecht zu reden, enthalten kein einziges stichhaltiges Argument gegen das Prüfverfahren", erklärte der AWO-Chef.

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