SPD verspricht eine Million Gesundheits-Jobs

Der Plan ist ehrgeizig, aber ist er auch realistisch? Die SPD verspricht vier Millionen neue Jobs - eine Million sollen allein in der Gesundheitswirtschaft entstehen.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Gruppenbild mit Spitzenkandidat: Frank-WalterSteinmeier umgeben von seinem Wahlkampfteam vergangene Woche inPotsdam. Punkten wollen die Genossen beim Wahlvolk vor allem mit demVersprechen "Jobs, Jobs, Jobs".

Gruppenbild mit Spitzenkandidat: Frank-WalterSteinmeier umgeben von seinem Wahlkampfteam vergangene Woche inPotsdam. Punkten wollen die Genossen beim Wahlvolk vor allem mit demVersprechen "Jobs, Jobs, Jobs".

© Foto: dpa

BERLIN. Die SPD zieht mit dem Versprechen, vier Millionen neue Jobs zu schaffen, in den Bundestagswahlkampf. "Wir wollen die Arbeitslosigkeit im nächsten Jahrzehnt besiegen", heißt es in einem Papier mit dem Titel "Die Arbeit von morgen", das SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier am Montag in Berlin vorstellte.

Und so sieht das Jobwunder der Genossen im Einzelnen aus: In der Industrie sollen zwei Millionen Arbeitsplätze entstehen. In "Kreativbranchen" wie Medien, Kultur oder Design seien 500 000 Stellen möglich. Eine weitere halbe Million Jobs könnten in sonstigen Dienstleistungen entstehen. Bleibt schließlich noch die Gesundheitswirtschaft: Diese sei, betont die SPD, mit einer Million möglichen neuen Jobs eine der "wichtigsten Zukunftsbranchen". Chancen und Hürden der Branche seien aber zu wenig erforscht - "nicht zuletzt deshalb, weil Gesundheit viel zu oft als Kostenfaktor gesehen wird".

Die SPD schlägt deshalb einen "Entwicklungsplan Eine Million" vor. Gesundheits-, Forschungs- und Wirtschaftsministerium sollen darin gemeinsam einen Fahrplan für mehr Beschäftigung entwickeln. 300 000 neue Stellen können laut SPD in der Alten- und Krankenpflege entstehen. Neue Berufs- und Tätigkeitsfelder ließen sich zudem durch den Ausbau der integrierten Versorgung schaffen. Kliniken müssten sich stärker für die ambulante Versorgung öffnen, Haus- und Fachärzte sollten enger mit Kliniken zusammenarbeiten. Potenzial biete zudem der Einsatz moderner Kommunikationstechnologien wie Telemonitoring oder Telepflege.

Bei der Opposition löste das Jobversprechen der SPD erwartungsgemäß Spott und Kritik aus. CSU-Chef Horst Seehofer sprach im "Handelsblatt" von einem "Phantasialand", FDP-Generalsekretär Dirk Niebel von einem "Akt der Verzweiflung". Differenzierter äußerten sich dagegen Wirtschaftsexperten. "Dass die Gesundheitswirtschaft als Jobmotor erkannt wird, ist gut", sagte der Hamburger Klinikberater Professor Heinz Lohmann der "Ärzte Zeitung". Neue Gesundheits-Jobs entstünden aber nicht durch Ankündigungen von Politikern, "sondern nur, wenn die Rahmenbedingungen so sind, dass kreative Ideen eine Chance haben". Dr. Markus Grabka vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) betonte, eine Million neue Jobs im Gesundheitswesen seien grundsätzlich denkbar. "Das ist aber nur möglich, wenn der Staat für eine ordentliche Anschubfinanzierung sorgt."

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