Rösler will weniger Papierkrieg in der Pflege

Weniger Papier, mehr Computerarbeit  - Gesundheitsminister Philipp Rösler will Pflege entbürokratisieren. Das werde auch Zeit, so Verbände.

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Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP)

Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP)

© jens schicke / imago

BERLIN (sun). Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) will die Bürokratie in der Pflege abbauen. Das kündigte der Minister anlässlich des nunmehr dritten Spitzentreffens mit Vertretern der Pflegebranche am Freitag in Berlin an. Die Ergebnisse dieser Gespräche sollen in die geplante Pflege-Reform einfließen.

"Pflegekräfte sollen wieder mehr Zeit für die tatsächliche Pflege haben", sagte Rösler. Vor allem solle es künftig bei der Dokumentation "weniger Papier" geben.

Statt dessen sollten Daten vermehrt elektronisch verarbeitet werden. Diese gehöre zwar bereits zum stationären Alltag in der Pflege, müsse aber im ambulanten Bereich ausgebaut werden. Dabei gehe es nicht nur darum, "die Erfassung der Daten" einfacher zu gestalten, sondern auch darum, die Daten besser auswerten zu können.

Gleichzeitig sollen auch pflegende Angehörige entlastet werden. Dazu soll es erleichtert werden, Leistungen oder Hilfsmitteln zu beantragen. Hier gebe es bisher zu "starre Vorgaben", so Rösler. Dies führe dazu, dass Kassen häufig nicht im Einzelfall entscheiden könnten.

Das fordert auch der Sozialverband VdK: "Wir wollen mehr Transparenz und weniger Bürokratie für pflegende Angehörige", so VdK-Präsidentin Ulrike Mascher. Sich im "Behördendschungel" zurechtzufinden, koste pflegebedürftigen Menschen und ihre Angehörigen "viele Nerven, Zeit und Geld". Die Beratung und Information der Betroffenen müsse daher dringend verbessert werden. Deshalb sei es wichtig, den Aufbau der Pflegestützpunkte flächendeckend voranzubringen.

Auch Patientenschützer kritisieren die bisherige "Dokumentationsflut" in der Pflege, die ohnehin nichts bringe. "Es ist eine schräge Logik, dass mit mehr Dokumentation eine bessere Pflege geleistet wird", betonte der geschäftsführende Vorstand der Deutschen Hospiz Stiftung, Eugen Brysch.

Eine vollständige Dokumentation sage nichts über die Qualität der Pflege aus. "Wenn die Hälfte der Arbeitszeit Strichlisten geführt werden, nimmt das die Motivation der Pflegekräfte und kostet wertvolle Zeit, die beim Patienten fehlt", so Brysch.

Die Linken werfen Rösler hingegen Verschleierungstaktik vor: Die Diskussion solle von den "Privatisierungsplänen zur zukünftigen Finanzierung der Pflegeversicherung" ablenken, kritisierte die pflegepolitische Sprecherin der Linken, Kathrin Senger-Schäfer.

Der erste "Pflege-Dialog" fand bereits im Dezember 2010 statt. In den bisherigen Gesprächen wurde unter anderem darüber diskutiert, was gegen den Fachkräftemangel in der Pflege unternommen werden könnte. Im nächsten Pflege-Dialog soll das Thema Demenz erörtert werden.

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