Wer arbeitet eigentlich in der Pflege?

Wie viele Pflegekräfte gibt es? Daran scheiden sich die Geister. Der Pflegerat hat eine Studie vorgelegt, wonach es weniger Beschäftigte sind als bisher vermutet.

Von Johanna Dielmann-von Berg Veröffentlicht:

NEU-ISENBURG. In Deutschland üben deutlich weniger Menschen einen Pflegeberuf aus als bisher angenommen.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie im Auftrag des Deutschen Pflegerates (DPR), nur: Die statistischen Daten werden momentan noch zu undifferenziert erhoben.

Exakte Rückschlüsse lassen sie eigentlich nicht zu. Der DPR wagt trotzdem einen Versuch. Mitte Januar hat er eine Studie veröffentlicht, die zeigt, wie sich die Pflegebranche von 1999 bis 2009 entwickelt hat.

Demnach waren 2009 insgesamt 1,2 Millionen Personen in der Pflege beschäftigt. Die Gesundheitspersonalrechnung des Statistischen Bundesamtes kommt auf etwa 1,4 Millionen.

Sie basiert größtenteils auf der Hochrechnung von Daten des Mikrozensus, dessen Stichprobe ein Prozent der Haushalte umfasst. Der DPR führt Daten aus den Teilstatistiken der Krankenhäuser, der Vorsorge- und Rehabilitations- sowie der Pflegeeinrichtungen zusammen.

Unterschiede bis zu 50 Prozent

Sie stellen also eine Vollerhebung dar, da sie auf der gesetzlichen Meldepflicht der Institutionen beruhen. Pflegekräfte, die nicht in der Pflege, sondern beispielsweise als Helferinnen in Arztpraxen, arbeiten, rechnet der DPR heraus.

So kommt es, dass die Gesundheitspersonalrechnung die Zahl der Beschäftigten um 20 Prozent überschätzt.

Bei Fachkräften zeigt sich das noch deutlicher, hier liegt die Gesundheitspersonalrechnung sogar um fast 50 Prozent über den Zahlen des DPR. Er geht von 820.000 Fachkräften mit dreijähriger Ausbildung aus, die Gesundheitspersonalrechnung veranschlagt 1,2 Millionen.

Insgesamt ist die Pflegebranche, laut DPR, zwischen 1999 und 2009 um rund 200.000 Beschäftigte (22 Prozent) gewachsen.

Während vor allem in Krankenhäusern Personal abgebaut wurde, beschäftigen Pflegeheime inzwischen rund 130 000 Pflegekräfte mehr als 1999. Besonders groß ist der zusätzliche Bedarf in der Altenpflege.

Mehr Teilzeitjobs

Im gleichen Zeitraum sind Teilzeitjobs stärker gewachsen als die Branche ingesamt. Damit liegt der Anteil der Teilzeitbeschäftigten in der Pflege mit 52 Prozent im Jahr 2009 deutlich über der Quote für die übrigen Beschäftigten im Gesundheitswesen (27 Prozent).

Ebenso stellt der Pflegerat fest, dass sich Pflegeberufe immer weiter differenzieren; das betrifft vor allem die Sparte der Fachkräfte.

Viele spezialisieren sich durch Fortbildungen wie Wund-, Case- oder Entlassungsmanagement. Die Akademisierung der Pflege schätzt der DPR aber noch als gering ein.

2009 arbeiteten zwar 2500 Personen mit pflegewissenschaftlichem Studium mehr in der Pflege als 1999. Ihr Anteil an der Gesamtzahl der Beschäftigten liegt jedoch nahezu unverändert bei 0,3 Prozent.

Ebenso verhält es sich mit den Anteilen der anderen Ausbildungsformen an der Gesamtzahl. Die meisten Pflegekräfte haben eine dreijährige Ausbildung absolviert (68 Prozent), gefolgt von Pflegekräften ohne Ausbildung (23 Prozent).

Jedoch sind auch diese Zahlen ungenau: Nur die Pflegestatistik weist Beschäftigte mit Studium aus. Das soll sich bessern. Der aktuelle Entwurf der Pflegereform sieht vor, in der Pflegestatistik auch Geburtsjahr, Ausbildung und Ausbildungsjahr zu erheben.

Lesen Sie dazu auch: Interview: "Wir können nicht mehr" Die Welt der Pflege vor Erschütterungen Wer arbeitet eigentlich in der Pflege? Der Standpunkt: Pflegereform - bitte nachlegen!

Schlagworte:
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen