Hausbesuch

Der Pflegedienst entlastet den Doktor

Weil Hausärzte fehlen, kooperieren ein Pflegedienst und zwei Hausärzte in Nordhessen. Auch eine Hausbesuchsvergütung ist geplant.

Von Sabine Schiner Veröffentlicht:
Ein bettlägriger Patient erhält eine Tablette: Pflegekräfte kooperieren mit zwei Hausärzten.

Ein bettlägriger Patient erhält eine Tablette: Pflegekräfte kooperieren mit zwei Hausärzten.

© Yuri Arcurs / fotolia.com

FULDA. In Hessen wollen Pflegedienste künftig enger mit Ärzten zusammenarbeiten. In einer Resolution sprechen sie sich für eine bessere Vernetzung aus.

Wie das genau aussehen könnte, zeigt ein Projekt im Schwalm-Eder-Kreis, das auf dem Hessischen bpa-Fachkongress Pflege in Fulda vorgestellt wurde.

Seit August werden zwei Hausärzte in Frielendorf, einer Gemeinde von 7000 Einwohnern, von Mitarbeiterinnen eines Pflegedienstes bei Hausbesuchen entlastet. Ein Hausarzt war in den Ruhestand gegangen und hatte keinen Nachfolger für seine Praxis gefunden.

Seine Patienten - um die 1000 - mussten von einem Tag zum andern von den verbliebenen Hausärzten versorgt werden. Die Kooperation mit dem Pflegedienst soll die Ärzte entlasten.

"Zwei Hausärzte arbeiten derzeit eng mit uns zusammen", erzählt Ralf Geisel, Geschäftsführer des "Pflegedienst Geisel".

Er hat sechs Fachkräfte für die spezielle Aufgabe der Hausbesuche geschult, in Kooperation mit den teilnehmenden Praxen. Schulungsinhalte, Leistungskatalog und Handlungsanleitungen wurden vor Projektstart festgelegt.

Die Pflegekräfte kontrollieren die Vitalwerte der Patienten, dokumentieren alle Daten, erfassen per Checkliste den Hilfsmittelbedarf, unterstützen die Ärzte bei der Wundversorgung und beim Medikamentenmanagement, indem sie alle Arzneien, die sie bei den Patienten vorfinden, erfassen.

Über Delegation diskutieren

Nach jedem Hausbesuch werden die Infos den Praxen zeitnah zugefaxt. "Bei Routinebesuchen können Ärzte damit spürbar entlastet werden", sagt Geisel.

Drei Monate lang wird der zeitliche Aufwand der Hausbesuche dokumentiert und ausgewertet, um den finanziellen Bedarf zu ermitteln.

Wenn erste Erfahrungen über die Wirksamkeit der Kooperation vorliegen, soll eine Hausbesuchsvergütung zwischen den Ärzten und dem Pflegedienst vereinbart werden. Auch eine wissenschaftliche Begleitung durch die Fachhochschule Fulda ist vorgesehen.

"Das Projekt wurde gemeinsam mit der KV initiiert und ist jederzeit auch auf andere Regionen übertragbar", heißt es beim Bundesverband privater Anbieter (bpa). Ziel sei nun, es im Rahmen des Hessischen Gesundheitspaktes als Modellprojekt anerkennen zu lassen.

Auch Dr. Eckhard Starke vom Vorstand des Hausärzteverbandes Hessen begrüßt eine intensivere Zusammenarbeit mit Pflegediensten auf regionaler Ebene.

"Wir müssen künftig auch über eine intensivere Delegation ärztlicher Leistungen diskutieren, um neue Lösungen zu finden", betonte er.

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