Heimbesuche

Sicheres Honorar im Alster-Pflegenetz

Weniger Klinikeinweisungen und eine bessere Versorgung der Patienten in den Pflegeheimen: Das ist das Ziel des neuen Hamburger Pflegenetzes. Jetzt werden Ärzte gesucht, die sich am Netz beteiligen.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Ärztliche Untersuchung: Das Alster-Pflegenetz will eine 24-Stunden Betreuung vorhalten.

Ärztliche Untersuchung: Das Alster-Pflegenetz will eine 24-Stunden Betreuung vorhalten.

© Stockbyte / thinkstock

HAMBURG. Mehr Lebensqualität für Heimpatienten, weniger Klinikeinweisungen und eine leitliniengerechte Behandlung versprechen sich die Beteiligten von neu zu bildenden ärztlichen Pflegeteams in Hamburg.

Für die Rahmenvereinbarung unter dem Namen "Alster-Pflegenetz" werden Ärzte gesucht, die sich zu Teams zusammenfinden. Ihnen wird eine vernünftige ökonomische Basis geboten.

Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) begrüßte die Gründung des Alster-Pflegenetzes.

"Die ärztliche Versorgung in stationären Pflegeeinrichtungen muss verbessert werden. Viele der Bewohner haben keinen Hausarzt und können keine Arztpraxen aufsuchen. In Krankheitsfällen wird deshalb vielfach sofort der Notfalldienst gerufen oder eine schnelle, oft unnötige Einweisung ins Krankenhaus veranlasst", sagte Prüfer-Storcks zur Gründung des Netzes.

Betreuung rund um die Uhr

Je nach Größe der Pflegeeinrichtung schließen sich mindestens zwei Ärzte, von denen mindestens einer palliativmedizinisch besonders qualifiziert ist, zusammen.

Das Team organisiert in Absprache mit der Pflegeeinrichtung die Rufbereitschaft rund um die Uhr und gewährleistet damit die Betreuung.

Unterstützt wird das Modell bislang von den Betriebskrankenkassen, der Barmer GEK und der Knappschaft. Ziel ist es, mittelfristig alle gesetzlichen Krankenkassen ins Boot zu holen.

Nach Angaben von KV-Chef Walter Plassmann gibt es bislang in Deutschland kein Modell in Deutschland, das wie das Alster-Pflegenetz eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung vorhält.

Er sieht gute Chancen, dass das Modell die Betreuung verbessert, die Krankenkassen einsparen können und die Ärzte zugleich kalkulierbare Rahmenbedingungen vorfinden.

750 Euro pro Patient im Jahr

Die Kostenträger zahlen für jeden in das Netz eingeschriebenen Patienten 1,99 Euro pro Tag. Davon erhält der betreuende Arzt extrabudgetär 1,49 Euro. 40 Cent fließen an die betreuende Managementgesellschaft.

Weitere zehn Cent zahlen die Kassen in einen Bonustopf, über dessen Verwendung eine Lenkungsgruppe aller Beteiligten entscheidet, wenn erste Erfahrungen gesammelt wurden.

Für den Arzt kommt noch die Pauschale für das geriatrische Assessment hinzu, so dass er im Jahr pro Patient rund 750 Euro erwarten kann.

Die Vereinbarung sieht vor, dass Ärzte erst ab einer Patientenzahl von mindestens 50 pro Einrichtung die vertragliche Zusammenarbeit starten müssen. Damit soll eine ausreichend große Fallzahl pro Heim gesichert werden.

An der jahrelangen Entwicklung des Netzes war neben der KV Hausarzt Dr. Bastian Steinberg beteiligt. Er erwartet, dass viele der Ärzte, die jetzt schon viel in Heimen arbeiten, mitmachen werden.

"Dafür wird jetzt eine vernünftige ökonomische Grundlage geboten", sagte Steinberg der "Ärzte Zeitung".

Er rechnet damit, dass bei entsprechender Fallzahl Praxen auch Ärzte einstellen werden. Ein zeitraubender Missbrauch der Rufbereitschaft durch das Pflegepersonal ist nach seinen Erfahrungen nicht zu erwarten.

Dies ist nach seinen Erfahrungen eine Frage der Kommunikation zwischen Arzt und Pflegepersonal.

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