KZVB kritisiert

Mundgesundheit ist Stiefkind der Pflege

Die Kassenzahnärztliche Vereinigung Bayerns schlägt Alarm: Die Zahn- und Mundgesundheit von älteren, multimorbiden und pflegebedürftigen Menschen ist deutlich schlechter als in anderen Bevölkerungsgruppen.

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MÜNCHEN. Die zahnmedizinische Betreuung Pflegebedürftiger ist kein Randthema, sondern eine wichtige gesundheitspolitische Aufgabe, so der Präsident der Bayerischen Landeszahnärztekammer, Professor Christoph Benz.

Bei der Mundgesundheit von Pflegebedürftigen sei eine engere Zusammenarbeit zwischen Zahnärzten und Pflegekräften erforderlich, erklärte Benz beim Bayerischen Zahnärztetag in München. Notwendig sei aber auch, der Alterszahnmedizin bereits im Studium und vor allem im praktischen Unterricht mehr Gewicht zu geben.

"Es ist ein großer Unterschied, ob Demenz in der Vorlesung thematisiert wird, oder ob es konkret darum geht, einen Demenzkranken zu behandeln", sagte Benz.

Zum Zahnarzt nur im Notfall

Die Zahn- und Mundgesundheit von älteren, multimorbiden und pflegebedürftigen Menschen sei deutlich schlechter als in den anderen Bevölkerungsgruppen, erklärte Dr. Cornelius Haffner von der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns (KZVB).

Pflegebedürftige immobile Menschen seien häufig nicht mehr in der Lage, selbstständig einen Zahnarzt aufzusuchen. Die zahnärztliche Versorgung beschränke sich meist auf Notfallmaßnahmen, etwa wenn Schmerzen auftreten oder die Nahrungsaufnahme verweigert wird, berichtete Haffner.

Mit dem Pflege-Neuausrichtungsgesetz sei seit diesem Jahr nun auch eine mobile und dezentrale zahnärztliche Betreuung von Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderungen zu Hause oder in einer Pflegeeinrichtung möglich. Diesem ersten Schritt müssten nun weitere folgen.

Da die Mundhöhle vor allem bei Multimorbiden eine Haupteintrittspforte für gefährliche Keime ist und Herzkreislauf- oder Lungenerkrankungen nicht selten Folge einer übermäßigen Belastungen durch den ungepflegten Mund sind, komme der Individualprophylaxe eine besondere Bedeutung zu, betonte Haffner.

Die Individualprophylaxe bei Pflegebedürftigen sollte daher gesetzlich verankert werden, forderte er.

Gefährliche Wechselwirkungen

Für Wechselwirkungen zwischen Erkrankungen der Mundhöhle und des gesamten Körpers gebe es inzwischen auch wissenschaftliche Belege, berichtete Professor James Deschner von der Universität Bonn. Beispielsweise gebe es zwischen Parodontitis und Diabetes vielfache Wechselwirkungen.

So könne durch eine wirksame Parodontitistherapie der Blutzuckerspiegel gesenkt werden, sagte er. Andere Studien hätten gezeigt, dass bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen die Gefäßfunktion durch eine Parodontitisbehandlung verbessert werden kann. (sto)

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