Kongress Pflege 2016

Pflegeberufe stehen vor historischer Herausforderung

Klare Bekenntnisse zur generalistischen Ausbildung waren auf dem Kongress Pflege von Springer Pflege zu hören. Ein weiteres Thema: die Pflegekammern. Am Montag tritt die erste zusammen.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Generalistik kann den in der Pflege tätigen Menschen eine Perspektive geben: Elke Ferner, Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium.

Generalistik kann den in der Pflege tätigen Menschen eine Perspektive geben: Elke Ferner, Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium.

© Stephanie Pilick

BERLIN. 81 gewählte Vertreter, die für insgesamt 17 Listen sprechen, kommen am 25. Januar in Mainz zur ersten Vertreterversammlung der ersten Pflegekammer in Deutschland überhaupt zusammen.

Der Kammer in Rheinland Pfalz könnte die Gründung einer weiteren in Schleswig-Holstein folgen, das ein dementsprechendes Gesetz bereits beschlossen hat.

In Niedersachsen liegt der Entwurf für ein Kammergesetz vor. Er rechne mit einem Dominoeffekt, wenn erst einige Kammern die Arbeit aufgenommen hätten, sagte Dr. Markus Mai beim Kongress Pflege von Springer Pflege am Freitag in Berlin.

Mai gehört bis zur Vorstandswahl voraussichtlich am 25. Januar dem kommissarischen Vorstand der Mainzer Kammer an.

Pflegegipfel und Masterplan gefordert

Die Agenda der Kammer wird von den Pflegegesetzen der großen Koalition vorgegeben.

Die großen Herausforderungen seien die geplante generalistische Ausbildung, die Umsetzung der Pflegestärkungsgesetze und die Personalbemessung in Krankenhäusern und Einrichtungen der Altenhilfe, sagte Mai. Er forderte die Politik auf, bei der Pflege über Legislaturperioden hinauszudenken.

Wenn man ausreichend Personal für die Pflege gewinnen wolle, müsse man den Menschen die Perspektive geben können, in diesem Beruf alt zu werden, rief er Staatssekretärin Elke Ferner (SPD) zu.

Dafür bedürfe es eines Masterplans Pflegeentwicklung ab 2025. Mai forderte, noch 2016 einen Pflegegipfel der Berufsverbände und der Gewerkschaften einzuberufen, der die Herausforderungen ohne Vertreter der Politik diskutieren solle.

Das Ausmaß der Herausforderungen hatte Elke Ferner, Staatssekretärin im Familienministerium, greifbar gemacht. Bis 2050 könne die Zahl der Pflegebedürftigen auf 4,7 Millionen steigen.

Das löse einen Personalbedarf in der Pflege zwischen 850.000 und 1,5 Millionen Vollzeitstellen aus. Derzeit rechne man mit rund 700.000 Vollzeitstellen, die sich auf eine Million Arbeitnehmer verteilten.

Die Generalistik könne den künftig in der Pflege tätigen Menschen eine Perspektive bieten. Die demografischen Entwicklungen erforderten von kommenden Pflegegenerationen, Akut- und Langzeitpflege gleichermaßen zu beherrschen. Die Altenpflege entwickele sich zu einer Wachstumsbranche mit sicheren Arbeitsplätzen.

Große Unterschiede bei Personalausstattung

Die Pflegestellenförderprogramme der Pflegereform müssten in der Versorgung ankommen, forderte der Vizepräsident des Deutschen Pflegerats, Franz Wagner.

Es gebe nicht erklärbare, große Unterschiede bei der Personalausstattung der Einrichtungen in den Bundesländern.

Die generalistische Ausbildung sei kein Selbstläufer, warnte Wagner vor zuviel Optimismus.

Die Verbände der Pflege müssten in den parlamentarischen Beratungen des Pflegeberufsgesetzes ihre Argumente einspeisen.

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