Kassen zu Pflegereform

Es wird rechtzeitig umgestellt

Der GKV-Spitzenverband weist Kritik der Pflegeanbieter zurück.

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BERLIN. Zum Jahreswechsel werden die Ansprüche Pflegebedürftiger aus der sozialen Pflegeversicherung von Pflegestufen auf Pflegegrade umgestellt. Das gilt auch für Versicherte, die bis dahin keinen Umstellungsbescheid von ihrer Pflegekasse bekommen haben sollten, wie der GKV-Spitzenverband versichert.

"Die Überleitung erfolgt auf jeden Fall, selbst wenn einzelne Versicherte – aus welchen Gründen auch immer – diesen Bescheid bis Jahresende nicht bekommen haben sollten", sagte GKV-Verbandssprecher Florian Lanz der "Ärzte Zeitung".

Er reagierte damit auf Vorwürfe des Pflegeverbands bpa, dass die Bescheide auf sich warten lassen würden. "Wir gehen davon aus, dass die Kassen die Bescheide bis Ende des Jahres flächendeckend versandt haben", so Lanz.

"Weihnachten fällt nicht aus"

bpa-Geschäftsführer Herbert Mauel hatte wenige Tage zuvor kritisiert, dass die Bescheide der Pflegekassen bisher nur in Einzelfällen bei den Versicherten angekommen seien.

"Trotz 14-monatiger Vorbereitungszeit gelingt es den Pflegekassen offenbar nicht, den pflegebedürftigen Menschen mitzuteilen, welche konkreten Auswirkungen die ab Januar wirkende Pflegereform tatsächlich hat", so Mauel.

Bisher würden fast alle vergeblich auf die Bescheide für die Zuordnung in den neuen Pflegegrad warten. "Weihnachten fällt wohl für hunderttausende Pflegebedürftige in Deutschland aus", so Mauel weiter.

"Weihnachten fällt nicht aus", entgegnete der Geschäftsführer des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbands (MDS) Dr. Peter Pick am Donnerstag. Er berichtete aus der Sitzung des Begleitgremiums zur Umsetzung der Pflegereform vom Mittwoch, "dass die meisten Krankenkassen schon die Überleitungsbescheide versandt haben".

Zum Teil sei dies in den letzten Tagen erfolgt, so Pick. "Deshalb besteht für Aufregung aus unserer Sicht keine Notwendigkeit", sagte er.

Zahl Pflegebedürftiger wird steigen

Pick versicherte, dass die Medizinischen Dienste "mitten in der Umsetzung" der Reform seien. Die Schulungen der Pflegegutachter für das neue Begutachtungssystem hätten begonnen.

Auch personell hätten sich die MDK auf die Überleitung eingestellt. "Niemand kann zuverlässig abschätzen, wie viele Anträge auf neue Leistungen oder auf Höherstufung gestellt werden".

Pick bestätigte die Annahme des Bundesgesundheitsministeriums (BMG), dass die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland durch die Systemumstellung steigen wird. Derzeit sind nach seinen Angaben rund 2,8 Millionen Menschen in die Pflegestufen 0 bis 3 eingestuft.

Allein 2017 werden den Schätzungen zufolge rund 20.000 Menschen vor allem in Pflegegrad 1 hinzukommen. Das BMG gehe davon aus, dass mittelfristig rund 500.000 Menschen mehr Pflegeleistungen beanspruchen können. "Diese Einschätzung teilen wir", so Pick. (ami)

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