Pflegenotstand

Chirurgen und Pflegerat verbünden sich

Beide Verbände fordern gemeinsam ein Sofortprogramm gegen den Pflegemangel.

Veröffentlicht:

BERLIN. Ein steuerfinanziertes Sofortprogramm für 50.000 Pflegestellen fordern die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) und der Deutsche Pflegerat (DPR).

Immer häufiger würden Operationssäle leer stehen und Intensivbetten gesperrt werden, weil in den Kliniken das Fachpersonal fehle, kritisieren beide Verbände in einer gemeinsamen Erklärung. Deshalb setzen sie sie sich außer für ein Sofortprogramm auch für eine bessere Vergütung sowie für Personalschlüssel ein, die Schweregrade bei der Versorgung flexibel berücksichtigen.

In Deutschland arbeiten laut DGCH und Pflegerat derzeit etwa 384.000 Pflegefachkräfte. Das seien viel zu wenige. So sollte eine Pflegekraft auf Intensivstationen maximal zwei Patienten betreuen, bei schwerem Organversagen sogar nur einen Erkrankten. "In der Realität liegt dieses Verhältnis jedoch nachts oft bei 1:3", sagt DGCH-Präsident Professor Jörg Fuchs. Das habe zu hohen physischen und psychischen Belastungen bei den Pflegenden geführt, mit hohen Ausfallzeiten und der Tendenz, den Beruf zu verlassen. Operationen müssten abgesagt werden, weil die pflegerische Versorgung vor, während und nach dem Eingriff nicht gewährleistet werden kann, kritisiert Fuchs.

Ganze Stationen würden wegen fehlender Pflegekräfte gesperrt und die Reaktionszeit bei Schmerzen sei leider oft viel länger als sie dauern sollte, sagt der Vorsitzende des Pflegerates, Franz Wagner. Auch in den OP-Sälen gebe es immer häufiger personelle Engpässe, weil die technischen Assistenten fehlten.

Chirurgen und Pflegerat machen sich auch für eine bessere Bezahlung der Pflegekräfte stark. Mitarbeiter im OP verdienten in einem Vollzeitmonat 2000 bis 3000 Euro brutto. Pflegefachkräfte auf Intensivstationen kämen maximal auf 3000 Euro. Das sei für diese verantwortungsvolle Tätigkeit zu wenig, beklagt Chirurgenpräsident Fuchs. (chb)

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen