Gutachten

Brandenburg ist nur Ko-Pilot bei Behebung des Pflegekräftemangels

Wie kann die Pflege im ländlichen Raum verbessert werden? Darüber zerbricht sich eine Enquete-Kommission in Brandenburg den Kopf. Ein Gutachten zeigt, wo Stellschrauben liegen: beim Bund.

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POTSDAM. Was das Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung (ISW) in dem Gutachten als „zentrales Problem“ in der ambulanten und stationären pflegerischen Versorgung Brandenburgs benennt, ist keine Überraschung: Es fehlen Fachkräfte.

60 Prozent der an einer Online-Befragung teilnehmenden Pflegeanbieter gaben an, dass sie „große Probleme“ haben, qualifiziertes Personal zu gewinnen. Insgesamt berichteten 86 Prozent der Unternehmen, mit Schwierigkeiten bei der Personalgewinnung zu kämpfen.

„Der hohe Personalbedarf der ambulanten Pflegedienste und stationären Einrichtungen, der vor allem aus einer steigenden Pflegebedürftigkeit der Bevölkerung, vermehrten Eintritten in den Ruhestand sowie einer relativ hohen Fluktuation resultiert, kann derzeit nicht mehr vollständig gedeckt werden“, heißt es in dem Gutachten.

Gründe für den Mangel gibt es einige: Unzureichende Bezahlung, schlechte Arbeitsbedingungen und die im Vergleich etwa zu Berlin geringeren Vergütungssätze benennt das ISW als Ursachen. Zusätzlich werde gerade auf dem Land die Sicherstellung der ambulanten Versorgung durch lange und unzureichend refinanzierte Fahrwege erschwert.

Ausländische Pflegekräfte trügen kaum zur Lösung des Problems bei: Obwohl Polen gleich „nebenan“ liegt, haben laut dem Institut polnische Pflegekräfte „kaum eine Bedeutung“ in Brandenburg.

Bund sollte eingreifen

Was also tun? Lösungsansätze sehen die Gutachter vor allem auf Bundesebene. Für Brandenburg gebe es dagegen nur begrenzte Möglichkeiten wie etwa die „Verstetigung der Unterstützungsstrukturen“, den Ausbau der Pflegeberatung oder aber Bundesratsinitiativen. Gesichert werden könne die pflegerischen Versorgung nur, wenn auf Bundesebene Weichen für die Fachkräftegewinnung gestellt würden, so die ISW-Gutachter.

So müssten beispielsweise die Pflegeleistungen erhöht und stärker dynamisiert und die Rahmenbedingungen vor allem bei den Vergütungssätzen und den Personalschlüsseln bundeseinheitlich angeglichen werden.

Zwischen 2005 und 2015 wuchs die Zahl der Pflegebedürftigen in Brandenburg um 52 Prozent auf 112.000 Menschen. Bis 2030 rechnet das ISW mit einer weiteren Zunahme der Pflegebedürftigen um 48 Prozent auf etwa 166.000 Frauen und Männer.

Lege man Versorgungsstrukturen und Betreuungsrelationen des Jahres 2015 zugrunde, dann werde sich der Personalbedarf in der ambulanten und stationären Versorgung in Brandenburg bis zum Jahr 2030 auf insgesamt 49.400 Beschäftigte erhöhen. Das würde im Vergleich zu 2015 einen Zuwachs von 43 Prozent bedeuten.

Aufgrund des ISW-Gutachtens bereitet die Enquete-Kommission „Zukunft der ländlichen Regionen vor dem Hintergrund des demografischen Wandels“ einen Abschlussbericht mit Handlungsempfehlungen vor. Dieser soll voraussichtlich im zweiten Quartal dieses Jahres veröffentlicht werden. (juk)

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