Qualität von Heimen

Neuer Pflege-TÜV startet im November

Bislang ist der Pflege-TÜV mehr ein Ärgernis als eine Hilfe. Viel zu oft gibt es sehr gute Noten für Pflegeheime in Deutschland. Nun gibt es grünes Licht für eine Reform.

Veröffentlicht:
Die neu konzipierten Prüfungen sollen in eine informative Darstellung über die Qualität der Pflegeheime münden.

Die neu konzipierten Prüfungen sollen in eine informative Darstellung über die Qualität der Pflegeheime münden.

© Norbert Försterling / dpa

BERLIN. Nach jahrelangem Ringen startet im Herbst der neue Pflege-TÜV für aussagekräftige Bewertungen von Pflegeheimen im Internet.

„Am 1. November beginnen in den Pflegeheimen endlich die Prüfungen nach dem neuen Qualitätssystem“, sagte Gernot Kiefer vom Vorstand des GKV-Spitzenverbands. Pflegebedürftige und ihre Angehörigen sollen dadurch aussagekräftige Bewertungen der Heime in Deutschland bekommen.

Die neu konzipierten Prüfungen sollen in eine informative Darstellung über die Qualität der Pflegeheime münden. Abgelöst werden die umstrittenen Pflegenoten, die so positiv ausfallen, dass kaum Vergleiche möglich sind. Das zuständige Gremium, der erweiterte Qualitätsausschuss Pflege von Krankenkassen und Heimbetreibern, gab in einer internen Sitzung am Dienstagabend grünes Licht für die Reform, wie die dpa aus Verhandlungskreisen erfuhr.

Kiefer sagte: „Bereits im Frühjahr 2020 werden erste Ergebnisse veröffentlicht und bis Ende 2020 soll jedes Heim nach den neuen Regeln geprüft worden sein.“ Die neue Transparenz über die Pflegequalität sei ein Fortschritt für die Bewohner und deren Angehörige. „Sie war längst überfällig“, betonte Kiefer.

Zweijährige Verzögerung

Bereits 2015 hatte der Gesetzgeber die Pflegeeinrichtungen, -kassen und Kommunen beauftragt, bis März 2017 ein neues Prüfverfahren zu entwickeln. Aber es gab immer wieder Verzögerungen. Seit vergangenem Herbst liegen den Heimbetreibern und Krankenkassen Empfehlungen von Wissenschaftlern für einen neuen Pflege-TÜV vor.

Die Situation in den Einrichtungen soll erstmals realistisch erfasst und für alle verständlich dargestellt werden.

Gemessen werden soll zum Beispiel, wie gut es einem Heim gelingt, die Mobilität und Selbstständigkeit im Alltag der Bewohner zu erhalten oder schwere Stürze zu vermeiden.

Deutlich soll etwa auch werden, ob in einem Heim zum Beispiel seit langer Zeit kein Bewohner mehr wund gelegen ist. Kiefer sagte, das neue System biete umfassende Orientierung durch eine Vielzahl von Informationen.

„Gute und weniger gute Qualität wird erkennbar“, versprach Vorstandsvertreter Kiefer.

Zentrale Kriterien messen

Neben den Ergebnissen der Prüfungen durch den Medizinischen Dienst der Kassen sollen weitere Informationen in die Darstellung der Qualität der Heime eingehen. So sollen die Einrichtungen selbst zentrale Kriterien messen und diese Informationen dann weitergeben.

Die veralteten Pflegenoten sollen noch so lange einzusehen sein, bis sie durch die aktuelle Informationen ersetzt werden. Bereitgestellt werden sollen die Informationen in Portalen der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen wie dem „Pflegelotsen“. In den Pflegeeinrichtungen sollen die Infos über die Qualität auch aushängen. (dpa)

Wir haben den Beitrag aktualisiert am 20.03.2019 um 12:54 Uhr.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Pflege-Heime: Mehr als satt und sauber

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Rechtzeitig eingefädelt: Die dreiseitigen Verhandlungen zwischen Kliniken, Vertragsärzten und Krankenkassen über ambulantisierbare Operationen sind fristgerecht vor April abgeschlossen worden.

© K-H Krauskopf, Wuppertal

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“