Prävention

Firmen entdecken die Arbeitnehmer-Seele

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NEU-ISENBURG. Sind deutsche Unternehmen sensibilisiert für die psychische Gesundheit und -erhaltung ihrer Belegschaften? Ja - zumindest ist nach Ansicht von Personalberatern ein deutlich bewussterer Umgang mit dem Thema psychische Gesundheit erkennbar als noch vor drei Jahren, wie die Siemens-Betriebskasse (SBK) mitteilt.

Zwei von drei befragten Beratern seien dieser Meinung, so das Ergebnis einer Umfrage bei der Personalberatung Odgers Berndtson im Auftrag der SBK.

Die Frage "Beobachten Sie, dass die Unternehmen sensibler mit dem Thema psychische Gesundheit umgehen als noch vor drei Jahren?" bejahten laut SBK 65 Prozent der Befragten.

Noch deutlicher ausgeprägt sei der gestiegene Stellenwert der Stressprophylaxe auf der Arbeitnehmerseite: 90 Prozent der Berater von Odgers Berndtson seien der Ansicht gewesen, dass eine gute Work-Life-Balance für Kandidaten ein wichtiges Kriterium bei der Jobsuche ist.

Die Gesundheitsexperten der SBK bewerten diese Zahlen laut Kasse als positives Signal: Es zeige, dass die offene Diskussion der vergangenen Jahre sowohl Unternehmen als auch Arbeitnehmer für die Gesundheitsrisiken von Stress sensibilisiert habe. Davon könnten beide Seiten gleichermaßen profitieren und gemeinsam nachhaltige Konzepte für die Erhaltung der psychischen Gesundheit entwickeln.

Die aktuelle Umfrage demonstriere, dass dies nicht nur für Top-Manager ein Thema ist: 42 Prozent der befragten Personalberater hielten demnach psychische Gesundheit in allen Führungsbereichen für relevant.

32 Prozent gäben an, dass Überbelastung auf den unteren Führungsebenen, insbesondere im mittleren Management, häufig sogar größer ist, da die Führungskräfte dort sowohl den unternehmerischen Druck von oben aushalten als auch den Anforderungen ihrer Mitarbeiter gerecht werden müssen. Das steigere das Stresspotenzial erheblich.

Die Experten sähen durchaus Altersunterschiede, was den Umgang mit dem Thema psychische Gesundheit betrifft. 55 Prozent der Berater hielten die Vereinbarkeit von Beruflichem und Privatem für einen Aspekt, der besonders Kandidaten zwischen 30 und 40 Jahren sehr wichtig ist.

Je älter dagegen die Bewerber seien, desto geringer sei für sie nach den Erfahrungen der Berater die Bedeutung des Themas: 45 Prozent der Experten stuften die Work-Life-Balance für Bewerber über 50 Jahren als eher unwichtig ein.

Die psychische Stabilität der Bewerber und deren Fähigkeit, mit Belastungen umzugehen, spielen bei der Suche nach Führungskräften eine große Rolle, wie die SBK betont. So schätzten 68 Prozent der befragten Personalberater diese Eigenschaften als sehr wichtig ein, und für über die Hälfte (52 Prozent) der Berater sei die Stressresistenz eines Kandidaten im konkreten Auswahlprozess von großer Bedeutung.

"Angebote für eine ausgewogene Work-Life-Balance spielen eine zunehmend große Rolle bei der Rekrutierung und Bindung von Führungskräften", bestätigt Norbert Graschi, Director im Münchner Büro von Odgers Berndtson. Diese Erkenntnis müsse jedoch noch stärker bei den Unternehmen ankommen. (maw)

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