MRSA

Im Kampf gegen Keime fehlt Personal

Im Kampf gegen MRSA gibt es in Deutschland positive und negative Nachrichten zugleich. Das zeigt der "Bericht der Bundesregierung über nosokomiale Infektionen und Erreger mit speziellen Resistenzen und Multiresistenzen", der kürzlich zur Unterrichtung an den Bundestag weitergeleitet wurde.

Christiane BadenbergVon Christiane Badenberg Veröffentlicht:
Bakterienkultur in einer Petrischale. Immer mehr Vertragsärzte bieten Behandlung von MRSA-Patienten an.

Bakterienkultur in einer Petrischale. Immer mehr Vertragsärzte bieten Behandlung von MRSA-Patienten an.

© SrdjanPav / iStocK

BERLIN. Die positiven Nachrichten kommen dabei vor allem von den niedergelassenen Ärzten. Nachdem zum 1. April 2012 die MRSA-Vergütungsvereinbarung in Kraft getreten ist, steigt die Zahl der Ärzte, die Diagnostik und Behandlung von Patienten mit MRSA abrechnen stetig.

So rechneten im dritten Quartal 2013 5534 Vertragsärzte entsprechende Leistungen ab. Das entsprach einem Zuwachs von 855 Ärzten oder 18 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal nach Inkrafttreten der Vergütungsvereinbarung.

Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der ambulant behandelten Risikopatienten um etwa neun Prozent auf 12.375. Der weitaus größte Teil der Leistungen wird dabei von Ärzten erbracht, die in der hausärztlichen Versorgung tätig sind (über 60 Prozent).

15.000 Vertragsärzte qualifiziert

MRSA und Vergütung

April 2012: MRSA-Vergütungsvereinbarung tritt in Kraft.

Seit 1. April 2014 sind Leistungen bei MRSA-Patienten Teil des EBM (Kapitel 30.12).

Bis Ende März 2016 werden die Leistungen zu festen Preisen ohne Mengenbegrenzung außerhalb der morbiditätsorientierten Gesamtvergütung honoriert.

Wie es ab April 2016 mit der Honorierung weitergeht, müssen KBV und GKV-Spitzenverband neu aushandeln.

Abgerechnet werden kann die Leistung nur von Ärzten, die der KV einen Qualifikationsnachweis vorlegen. Ende 2013 besaßen bundesweit lediglich 180 Vertragsärzte die Zusatzweiterbildung Infektiologie.

Der weitaus größte Teil der abrechnenden Vertragsärzte musste die entsprechende Qualifikation durch die Teilnahmen an einem von der KV anerkannten Fortbildungsseminar erwerben oder durch eine CME-zertifizierte MRSA-Online-Fortbildung der KBV.

Der Bericht geht davon aus, dass mittlerweile 15.000 Vertragsärzte für den ambulanten Umgang mit MRSA-Patienten qualifiziert sind.

Allerdings zeige die Auswertung der Abrechnungsdaten auch, dass nur etwa "ein Drittel der qualifizierten Ärzte tatsächlich pro Quartal MRSA-Risikopatienten behandeln", heißt es in dem Bericht der Bundesregierung.

Personalnot in Kliniken

Weniger positive Nachrichten gibt es dagegen aus den Kliniken. Zwar ist die Prävalenz nosokomialer Infektionen, die während eines Krankenhausaufenthaltes aufgetreten sind, zwischen 1994 (3,3 Prozent) und 2011 (3,8 Prozent) nicht nennenswert gestiegen, dafür aber die Prävalenz der Antibiotikaanwendungen. Sie stieg im gleichen Zeitraum von 17,7 auf 25,5 Prozent.

Einer der größten Knackpunkte beim Kampf gegen die Klinikkeime dürfte vor allem das fehlende Fachpersonal sein. So fehlen laut Stellungnahme der Deutschen Krankenhausgesellschaft in dem Bericht circa 800 Krankenhaushygieniker sowie etwa 2000 Hygienefachkräfte.

Um die im 2011 geänderten Infektionsschutzgesetz bis Ende 2016 geforderten personellen und organisatorischen Voraussetzungen zur Prävention nosokomialer Infektionen zu schaffen, fehle es an entsprechend weitergebildetem Personal sowie an Ausbildungs- und Weiterbildungskapazitäten.

Der extreme Personalmangel führe auch häufig dazu, "dass frisch ausgebildete Krankenhaushygieniker und Hygienefachkräfte gleich wieder abgeworben werden".Bei einer Umfrage der Länder unter den Gesundheitsämtern, sie überprüfen die Einhaltung der Hygienevorschriften - gaben diese in einem Freitextfeld als Schwachpunkte besonders häufig an.

Outsourcing hygienerelevanter Dienstleistungen in den Krankenhäusern (z.B. Reinigung)Mangelhafte Qualität der Reinigungsleistungen durch externe ReinigungsfirmenOptimierungsbedarf bei Umbauten: zu häufig gebe es noch zu kleine Zimmer, das erschwere ein hygienisch korrektes Arbeiten.

Letzteres wurde auch von Hygienefachkräften und Ärzten an der Uniklinik Schleswig-Holstein in Kiel kritisiert. Hier war vor wenigen Wochen der Erreger Acinetobacter baumannii bei 31 Patienten auf der Intensivstation nachgewiesen worden.

Mittlerweile hat die Landesregierung fünf Millionen Euro Soforthilfe für Umbaumaßnahmen bewilligt.

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