Darmkrebs-Screening

Konzept in Eigenregie – ein Aufschlag ist gemacht

Darmkrebsvorsorge kann Leben retten – und doch gibt es noch immer kein organisiertes Einladungsverfahren. Fachgesellschaften und Verbänden reißt nun der Geduldsfaden.

Von Anne Zegelman Veröffentlicht:
Kommt der immunologische Stuhltest im Rahmen des Darmkrebs-Screenings bald per Post nach Hause?

Kommt der immunologische Stuhltest im Rahmen des Darmkrebs-Screenings bald per Post nach Hause?

© Michaela Illian

BERLIN. 17 Fachgesellschaften, Berufsverbände und Patientenvertreter haben auf Initiative des Netzwerks gegen Darmkrebs in Eigenregie ein Konzept für die Umsetzung des organisierten Darmkrebs-Screenings erarbeitet.

Es sei das erste Mal, dass sich die relevanten Organisationen im Vorfeld auf ein gemeinsames Konzept zur Verbesserung der Darmkrebsvorsorge in Deutschland verständigt haben, heißt es in einer am Montag verschickten Mitteilung des Netzwerks gegen Darmkrebs.

Hintergrund ist die schleppende Umsetzung des Anfang April 2013 verabschiedeten Krebsfrüherkennungs- und -registergesetzes, mit dem der Gesetzgeber die Rahmenbedingungen für ein organisiertes Darmkrebs-Screening festgelegt hat. Mit der Umsetzung war der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) beauftragt worden, die Frist ist allerdings im April 2016 abgelaufen.

Und nicht nur das: "Die medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften, deren originäre Aufgabe die inhaltliche Ausgestaltung des Screenings ist, sind von der Behörde noch nicht einmal um eine Stellungnahme gebeten worden", moniert der Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschland, der an der Erarbeitung des Konzepts beteiligt war. Deshalb gehen Fachgesellschaften, Berufsverbände und Patientenverbände geschlossen in die Offensive.

Quelle

Das Konzept zur Umsetzung des organisierten Darmkrebs-Screenings durch den GBA wurde von 17 Fachgesellschaften, Berufsverbänden und Patientenvertretern erarbeitet

Das Konzept ist online zu finden.

Zentraler Punkt: Dem Einladungsschreiben an die Versicherten sollen ein immunologischer Stuhltest und ein vorfrankierter Rücksendeumschlag beigelegt werden, um die Teilnahme möglichst einfach und effizient zu gestalten.

Die Vorlage dazu stammt aus den Niederlanden, dort wird mit dieser Vorgehensweise eine Teilnahmerate von über 70 Prozent erreicht, hatte Dr. Christa Maar, Präsidentin des Netzwerks gegen Darmkrebs, im Interview mit der "Ärzte Zeitung" zum Auftakt des Darmkrebsmonats März betonte.

Außerdem mit verschickt werden soll eine Informationsbroschüre, die Hinweise auf familiär erhöhtes Risiko und Risikofaktoren sowie einen Hinweis auf eine entsprechende Online-Informationsplattform enthält, und eine Liste der in der Region zur Vorsorgekoloskopie zugelassenen Ärzte.

Das Papier benennt neben dem Krebsregister weitere sieben Stellen, die den Ablauf organisieren sollen:

  • Eine zentrale Datenstelle für das Gesamtmanagement der Daten verwaltet die Versichertendaten, verschickt Einladungen, Infomaterialien und Erinnerungen und übernimmt die Auswertung unter Einbeziehung eines wissenschaftlichen Beirates.
  • Zugelassene, zertifizierte Labors übermitteln negative und positive Ergebnisse mit einem standardisierten Schreiben an die Versicherten, an den Arzt des Vertrauens und an den zentralisierten Datenserver.
  • Ärzte des Vertrauens führen mit den Patienten begleitende Beratungsgespräche.
  • Ein Endoskopiker übermittelt das Ergebnis der Koloskopie an den Versicherten, den überweisenden Arzt und den Datenserver und versendet bei auffälligem Befund die Probe weiter an einen Pathologen.
  • Der Pathologe erstellt einen standardisierten Befund nach WHO-Klassifikation, TNM-Klassifikation und S3-Leitlinie kolorektales Karzinom in ihrer jeweils gültigen Version.
  • Die Krankenkassen stellen der zentralen Datenstelle die bereinigten Daten der einzuladenden Versicherten zur Verfügung und geben Hinweise auf Vorerkrankungen mit kolorektalem Karzinom.
  • Ein wissenschaftlicher Beirat begleitet Fortschritt und Umsetzung des organisierten Darmkrebs-Screenings.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Stockende Krebs-Vorsorge

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