DAK-Analyse

Bildung der Eltern beeinflusst Gesundheit der Kinder

Kinder von gebildeten Eltern sind offenbar in der Regel gesünder als es der Nachwuchs von Müttern und Vätern ohne Bildungsabschluss ist. Das berichtet die DAK-Gesundheit in ihrem Kinder- und Jugendreport.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:

BERLIN. 90 Prozent aller Kinder und Jugendlichen der DAK-Gesundheit waren 2016 mindestens einmal beim Arzt oder im Krankenhaus, am häufigsten (57 Prozent) wegen Atemwegserkrankungen, gefolgt von Infektionen (37 Prozent).

Insgesamt wendete die Kasse dafür 527 Millionen Euro auf, 50 Prozent davon entfallen auf nur drei Prozent der Kinder; das ist eine wesentlich stärkere Konzentration der Hochkostenfälle als bei Erwachsenen.

Dies sind Ergebnisse des am Dienstag in Berlin präsentierten Kinder- und Jugendreports 2018 der DAK, der von den Bielefelder Gesundheitsökonomen Professor Wolfgang Greiner und Julian Witte erstellt worden ist.

Daten sind repräsentativ für die Gesamtbevölkerung

Der Report basiert auf einer Vollauswertung aller Daten der bei der DAK versicherten 588.000 Kinder und ihrer 426.000 Eltern.

Es handelt sich um die erste vollständige Datenerhebung bei einer Kasse mit einer hohen Repräsentativität für die Gesamtbevölkerung und bietet daher gute Möglichkeiten für eine zielgerichtete Präventionspolitik. Die Studie soll kontinuierlich fortgesetzt werden.

Der Report erlaubt es, eine Beziehung zwischen Bildung, sozioökonomischem Status und Gesundheit der Eltern und dem Gesundheitsstatus und den Gesundheitsrisiken der Kinder herzustellen.

Die Kinder von Eltern, die keinen Bildungsabschluss haben, leiden fast dreimal so häufig unter Zahnkaries und zweieinhalb mal so häufig unter Adipositas im Vergleich zum Durchschnitt. Entwicklungs- und Verhaltensstörungen sind 50 Prozent häufiger (siehe nachfolgende Grafik).

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Die Kinder dieser Eltern werden 68 Prozent häufiger hospitalisiert als Kinder von Eltern mit hohem Bildungsabschluss.

Auch chronische Krankheit der Eltern schadet der Gesundheit der Kinder. Beispiel suchtkranke Eltern: Deren Kinder leiden etwa doppelt so häufig unter ADHS, Schulangst und Depressionen. Sind Eltern adipös, dann ist das Adipositas-Risiko für Kinder auf das 3,5-Fache erhöht. Bei Depression liegt der Faktor bei 2,8.

Prävention muss zielgruppenspezifisch fokussiert werden.

Die DAK und der Verband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) fordern als Konsequenz aus diesen Erkenntnissen eine stärkere Fokussierung der Präventionspolitik auf Problemgruppen in der Gesellschaft sowie ein Empowerment für Kitas und Schulen beim Thema Gesundheit. "Gesundheit muss Schulfach werden", sagt BVKJ-Präsident Thomas Fischbach.

Der DAK-Vorstandsvorsitzende Andreas Storm hält eine Neuausrichtung der Präventionspolitik seiner Kasse für notwendig: von der Breite hin zu einer Fokussierung auf Problemgruppen.

Dafür hat Storm drei Arbeitsbereiche identifiziert: eine optimierte Krankheitsversorgung der Kinder gemeinsam mit Pädiatern, die Ausweitung des Fit-for-Future-Programms von derzeit 2000 Grundschulen auch auf Kitas und auf die höheren Altersjahrgänge an Schulen mit höherer Zielgruppenspezifizierung und schließlich niedrigschwellige Präventionsangebote für Eltern.

Gemeinsam plädierten Fischbach und Storm für die Einführung einer Zuckersteuer. Bei einer spürbaren Preiserhöhung werde dies die Nachfrage dämpfen, und zugleich mache die Steuer offenkundig, dass es sich um ein ungesundes Produkt handele.

Neben einer Zuckersteuer sei es erforderlich, Werbung stärker zu regulieren und mit einer einfachen Nahrungsmittelkennzeichnung mehr Transparenz zu schaffen, so Fischbach. Das Beispiel Alcopops hat laut Greiner gezeigt, dass eine spezielle Verbrauchssteuer die gewünschten Effekte erreichen kann.

Wir haben den Artikel aktualisiert am 28.8.2018 um 15:36 Uhr und dabei den ursprünglichen dpa-Text durch einen Korrespondenten-Beitrag ersetzt.

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