"Mobile Psychiatrie Bremerhaven"

Aus für das Versorgungsprojekt?

Das fertig entwickelte Konzept "Mobile Psychiatrie Bremerhaven" zur Versorgung psychisch Kranker kann nicht starten - aus finanziellen Gründen.

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BREMERHAVEN. In Bremerhaven liegt ein fertig entwickeltes, deutschlandweit einmaliges, neuartiges Versorgungsprojekt zur mobilen Versorgung von psychisch kranken Patienten in der Schublade.

Um es auch umzusetzen, hätte man aber die komplette Psychiatrie des Bremerhavener Krankenhauses Reinkenheide in eine GmbH überführen müssen. Das war allerdings aus finanziellen Gründen nicht möglich. Deshalb will man ab August mit den Kassen über eine andere Lösung verhandeln.

"Mobile Psychiatrie Bremerhaven" heißt das von der Universität Greifswald entwickelte Konzept. Danach sollen ambulante, multiprofessionelle und bei Bedarf mobile sogenannte gemeindepsychiatrische Teams alles steuern, was über die haus- und fachärztliche Versorgung hinausgeht - Fallmanagement, Ergotherapie oder psychiatrische Pflege.

Die individuelle Beratung und die Genesungsplanung seien die Kernaufgaben des Teams, hieß es. "Zur Steuerung wird eine Managementgesellschaft mit einer starken Geschäftsführung oder eine alternativ leistungsfähige Struktur geschaffen", schreibt die Uni Greifswald in ihrem Entwurf.

Gesellschafter sollten die Leistungserbringer sein, die Stadt Bremerhaven und das Land Bremen. Die Gesellschaft "sichert die Budgetsteuerung der Leistungen für die Zielgruppen ebenso wie die Prozess-, Struktur- und Ergebnisqualität der regionalen Angebotslandschaft", so die Uni Greifswald.

Ziel der Idee war es, die Einweisungen von Patienten mit Psychosen, Depressionen und Persönlichkeitsstörungen in Bremerhaven zu reduzieren und mehr Leistungen ambulant zu erbringen. Das Projekt wurde von allen Beteiligten, einschließlich der Patienten und ihrer Angehörigen geplant. Erst dann fiel offenbar den Verantwortlichen auf, dass der Plan finanziell nicht aufgehen konnte.

Umsatzsteuerpflichtige Leistungen

"Bei den Mitgliedern der gemeindepsychiatrischen Teams hätte es sich um die rund 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Reinkenheider Psychiatrie gehandelt", erläutert Dr. Gisbert Eikmeier, Chefarzt der Psychiatrie. Aber die Leistungen dieser Gesellschaft wären umsatzsteuerpflichtig gewesen.

"Diese Kosten hätte niemand getragen", so Eikmeier. Zudem hätte man die Mitarbeiter nicht zwingen können zum Umzug in die Managementgesellschaft. "Diejenige, die den Wechsel abgelehnt hätten, wären weiter beim Krankenhaus angestellt geblieben - aber wir hätten keine Arbeit mehr für sie gehabt."

Projekt dennoch realisierbar?

Das Projekt ist damit aber nicht gestorben. "Es könnte aus der Psychiatrie des Klinikums heraus organisiert werden", sagt Eikmeier. Die Finanzierung könnte aus dem Budget für Home Treatment kommen.

Die Kooperation mit den beiden am Projekt beteiligten Kassen, der AOK Bremen/ Bremerhaven und der Techniker Krankenkasse, sei sehr gut, betont Eikmeier. Im August sollen dann die Budgetverhandlungen starten. (cben)

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