Psychotherapeuten

Gestufte Versorgung „ist ein Affront“

Psychotherapeuten appellieren an NRW-Minister, keine neue Hürde für Patienten einzuziehen.

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KÖLN. Psychotherapeuten in Westfalen-Lippe suchen das Gespräch mit dem nordrhein-westfälischen Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU).

Sie möchten erreichen, dass sich Laumann für die Streichung der Regelungen für eine „gestufte und gesteuerte Versorgung für psychotherapeutische Behandlungen“ im Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) einsetzt.

Eine entsprechende Ergänzung steht in Paragraf 92, Absatz 6a des TSVG-Entwurfs. Gegen sie laufen die Psychotherapeuten-Verbände Sturm, auch die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung hat sich in einer Resolution dagegen ausgesprochen.

„Eine vorgeschaltete Stelle, in welcher Indikation und Dringlichkeit der Behandlung psychisch kranker Menschen geprüft wird, würde eine neue Hürde vor einer ambulanten Psychotherapie einführen und so den Zugang dazu nicht erleichtern, sondern erschweren“, schreibt Manfred Radau in einem offenen Brief an Laumann. Radau ist Vorsitzender der Deutschen Psychotherapeuten Vereinigung in Westfalen-Lippe.

Problem der Wartezeiten

Vor solch einer Neuregelung hätte zunächst abgewartet werden müssen, wie sich die Überarbeitung der Psychotherapie-Richtlinie auswirkt, sagt er der „Ärzte Zeitung“.

„Wir sehen erste Ergebnisse, die Reform scheint zu greifen.“ Da es zu wenig Therapeuten gibt, bleibe das Problem der Wartezeiten aber bestehen.

Das werde sich auch mit einem gestuften Zugang nicht ändern. Stattdessen wäre eine der Versorgungsrealität angepasste Bedarfsplanung sinnvoll, betont der Psychotherapeut.

Diese und weitere Aspekte würde er Laumann gern persönlich erläutern. Das Gesetz befinde sich schließlich noch im Beratungsverfahren.

Der Minister und ehemalige Patientenbeauftragte kann dabei eine wichtige Stimme einbringen, hofft Radau. „Die Neuregelung ist ein Affront gegen Psychotherapeuten und psychisch kranke Menschen“, sagt er. (iss)

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