Keine reine Frage des Angebots

Spahn beharrt auf Psychotherapie-Steuerung

Gesundheitsminister Spahn macht im Petitionsausschuss klar, dass allein mehr Psychotherapeuten das Problem für ihn nicht lösen.

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Spahn versus Psychotherapeuten: Wie kann die Psychotherapie am besten gesteuert werden?

Spahn versus Psychotherapeuten: Wie kann die Psychotherapie am besten gesteuert werden?

© cevahir87 / stock.adobe.com

BERLIN. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) besteht darauf, den Zugang zur psychotherapeutischen Versorgung durch organisatorische Verbesserungen zu beschleunigen und nicht allein auf eine Erhöhung der Angebotskapazitäten durch mehr Psychotherapeuten zu setzen. Dies machte Spahn diese Woche im Petitionsausschuss des Bundestages deutlich, der in einstündiger Sitzung die Eingabe von rund 217.000 Petenten beriet.

Die außergewöhnlich hohe Zahl der Unterzeichner der Petition, die auf Initiative der Psychotherapeutenverbände gestartet worden war, wertete Ariadne Sartorius von der Deutschen Psychotherapeuten-Vereinigung als Zeichen dafür, dass das Anliegen ihrer Berufsgruppe „in der Mitte der Gesellschaft angekommen“ sei.

Deutschen Psychotherapeuten-Vereinigung: Kontraproduktiver Plan

Der Plan, mit dem Terminservicegesetz (TSVG) den Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) zu verpflichten, Regeln für eine gestufte Versorgung einzuführen und Anlaufstellen von qualifizierten Psychotherapeuten zu schaffen, sei gerade in der Psychotherapie kontraproduktiv, argumentierte Sartorius.

Diese ausgewählten Psychotherapeuten sollen die Aufgabe haben, diagnose- und bedarfsabhängig Patienten beschleunigt in die Versorgung zu leiten. In ganz besonderer Weise komme es für psychisch Kranke auch darauf an, ein Vertrauensverhältnis zu ihrem Therapeuten zu finden und deshalb auch die freie Therapeutenwahl zu gewährleisten.

Diese werde mit dem Gesetz eingeschränkt. Das Stufenmodell schaffe eine Hürde zur Versorgung und verknappe außerdem die Kapazitäten um etwa zehn Prozent oder rund 2300 Psychotherapeuten. Außerdem sei es sinnvoll, die Wirkung der 2017 in Kraft getretenen neuen Psychotherapie-Richtlinien abzuwarten und Erkenntnisse etwa aus dem nordrheinischen Versorgungsmodell zu nutzen.

Zugang zur Therapie beschleunigen

Spahn betonte seinen Willen, den Zugang zur Therapie für psychisch kranke Menschen zu beschleunigen. Mit der Inanspruchnahme eines qualifizierten Erstkontakts soll die Garantie verbunden werden, im Notfall auch binnen zwei Wochen einen geeigneten Therapeuten zu finden.

Anders als der Sachverständigenrat schlage er keine Steuerung oder Koordination durch Hausärzte, sondern durch Psychotherapeuten selbst vor. Die Ausgestaltung des Steuerungskonzepts solle sachverständig durch den GBA und die Partner der Bundesmantelverträge erfolgen.

Eine Ausweitung der Angebotskapazität in der Psychotherapie allein hält Spahn nicht für zielführend. So ist die Zahl der Psychotherapeuten zwischen 2012 und 2017 von 17.400 auf 23.000 gestiegen. Auch in Regionen mit hoher Angebotsdichte gebe es das Phänomen langer Wartezeiten, erinnerte er. (HL)

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